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Yosuke Yamashita / Hozan Yamamoto – Bolero | München, Amerikahaus, 4. Juli 1985, auf der Bühne zwei Japaner: Yosuke Yamashita am Flügel und Hozan Yamamoto an der Shakuhachi, einer traditionellen Bambusflöte. Im Forum ist Yamamoto schon länger ein Geheimtipp mit dem Album „Silver World (Ginkai)“, das er 1970 zusammen mit dem Trio von Masabumi Kikuchi aufgenommen hat. Doch hier lässt er auf sich warten, denn die ersten drei Stücke gehören Yamashita. Los geht es mit „‚Round Midnight“ (damals – auch bei „African Dawn“ – konsequent falsch „Round About Midnight“ geschrieben), kurz und recht kompakt, aber natürlich nicht ganz ohne Tastendonner und Verdichtungen. „Senba Yama“ dauert dann fast 18 Minuten und hier ergeben sich ständig Steigerungen und Entspannungen, verschiedene Stränge überlagern sich, stürmische Cluster, schreitende Riffs, pulsierende Rhythmen, singende Melodien – und manchmal scheint alles zusammenzufallen, doch aus der Dichte ergeben sich dann: Atempausen. Faszinierend. Dann folgt, immer noch Piano solo – das Titelstück von Maurice Ravel, das ewige Riff läuft in der linken Hand durch, während die rechte sich gewisse Freiheiten herausnimmt und Yamashita irgendwann auch mit harmonischen Verschiebungen anfängt … eher interessant als faszinierend möchte ich sagen. Die letzten sieben Minuten der ersten Platte/CD gehören dann Yamamoto, der sein Stück „Seijaku“ spielt und die zweite Platte mit einem weiteren eigenen Stück, „Space Unknown“, öffnet; 11 Minuten Shakuhachi vs. 31 Minuten Piano – war vermutlich nicht die dümmste Entscheidung. Die zwei Solo-Stücke sind schön, haben etwas durchaus Meditatives, bieten in den unterschiedlichen Ansatztechniken, die Yamamoto einsetzt, schon eine gewisse Abwechslung und Bandbreite. Die restlichen nicht mehr ganz 40 Minuten (das Doppelalbum dauert so 1:22 Stunden, 40 + 42 Minuten) gehören dann dem Duo. Es gibt drei gemeinsam konzipierte Stücke: „Farewell Jo Härting“ (Härting war der zweite Tote des Unfalls in Magdeburg am 8. November 1984 während einer Tour der Band Oregon, der auch das Leben von Collin Walcott beendete), „The Tragedy of a Grotesque Funeral“ und zum Abschluss ein Arrangement von „Scarborough Fair“. Dazwischen sind drei Stücke von Karl Berger zu hören: „Passing Rain“, „Again“ und „We Are“. Yamamoto spielt mit der Klavierbegleitung deutlich freier und bewegter auf, das Duo findet ein Gleichgewicht, in dem die geballte Power des Pianisten die zarte Bambusflöte nicht wegpustet, aber sich auch nicht ständig zurückhalten muss. Sprich: das funktioniert und gefällt mir nach inzwischen vier oder fünf Durchgängen auch ganz gut.
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