Antwort auf: Enja Records

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Aki Takase Trio – Song for Hope | Noch ein Trio aus Japan beim Konzert in Europa, nochmal vier lange Stücke (alles Originals von Takase hier) – und noch ein irrer Trip. Das Album hat hier ja schon die Runde gemacht, auch im Zusammenhang mit dem aktuellen Reissue auf BBE. Ich habe es daher hervorgekramt, um es bei dieser zweiten Runde auch wieder anzuhören. Es lief auch gestern schon einmal. Aki Takase (p), Nobuyoshi Ino (b) und Takeo Moriyama (d) wurden am 5. November 1981 beim Jazzfest Berlin von Carlos Albrecht für Enja aufgenommen. Mit dem neunminütigen Solo „Monologue“ öffnet das Album – verschiedene sich überlagernde irre Grooves, ein wunderbar warm klingendes Klavier … allmähliche Ausbrüche in freie Gefilde: kleine Cluster, kurze Aussetzer, dann eine Atempause, Besinnung, und Takase setzt mit einer freien Improvisation neu an, um wieder in neue melodische Motive zu spielen, einen neuen Groove zu finden. Der „Song for Hope“ ist dann eine ekstatische Trio-Performance – Bass-Ostinato, hymnisch singendes Klavier, sich verzahnenden Drums. „Minerva’s Owl“ ist eine Ballade mit einem leichten Groove der Rhythmusgruppe, einem aktiven Kontrabass und vor allem mit phantastischem Klavier. „Mountain Forest“ heisst das letzte, längste Stück. Ein Drum-Roll, ein kleines Piano-Riff, dann ein Bass-Solo, bei dem Ino irgendwann zum Bogen greift. Dann steigt das Takase kurz ein, übergibt aber schnell an Moriyama für ein tolles langes Schlagzeugsolo. In den letzten Minuten steigt Takase dann ein und das Trio wächst noch einmal zusammen.

Wie toll dieses Album ist hatte ich bisher noch nicht wirklich erfasst – danke für den Anstoss zum Wiederhören @vorgarten. Auch das gehört definitiv in den weiteren Favoritenkreis. Ziemlich wow in der Tat!

aki takase trio, song for hope (1981)

jazzfestauftritt, ein selbstbewusster flirt mit dem überraschten publikum. takase setzt verschiedene register ein, die ich alle interessant finde – ein langes solostück am anfang, das sehr entschieden anfängt und dann ein bisschen angeberisch und zitathaft wird; das titelstück dann als großartig ausgewalzte spiritual-jazz-nummer, die nach pharoah sanders verlangt, aber eigentlich auch nicht, da wird etwas gemeinsam gefunden und ins epos überführt, ich konnte davon selbst gar nicht genug bekommen. und dann kommen noch ruhige registerfächer dran und ein in einzelenergien zerhacktes free-stück, bei dem dann auch die mitspieler glänzen. ziemlich wow.

Das erste CD-Reissue dieses Albums gab es in der 5-CD-Box „The First Years in Europe“, 2015 von Nadja Weber für Enja Weber produziert:

Die Box enthält als nächstes zwei 1990 eingespielte Alben, „Shima Shoka“ (solo) und „Alice“ (im Trio mit Maria João und NHOP live beim Festival in Nürnberg) – und bleibt jetzt jetzt mal in Griffweite für wenn ich in dem Zeitraum angekommen bin bei dieser zweiten Runde.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba