Antwort auf: Enja Records

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Bob Dorough Trio Feat. Michael Hornstein – But for Now | Dieses Live-Album vom damals 91jährigen Bob Dorough lief gestern wieder. Er singt und spielt Klavier, Tony Martino spielt den Kontrabass und Michael Hornstein ist am Altsax dabei. Ich frage mich manchmal, ob es letzteren wirklich braucht … für den Live-Gig (mehrere Sets, mehrtägig?) vielleicht schon, falls Dorough mal eine Pause brauchte. Für das Album? Eher nicht. Ich gab in der entsprechenden Jahresbestenliste ***1/2 dafür, und das passt immer noch.

Es gibt – natürlich! – einen Strauss toller Songs, aber in der Umsetzung ist nicht immer gleich überzeugend. „Baltimore Oriole“ von Hoagy Carmichael ist ein super Einstieg, ungewöhnlich und doch sehr catchy, Carmichaels berühmtesten Song, „Georgia On My Mind“, hören wir kurz vor Schluss auch noch. Zuerst geht es aber mit „The Girl from Ipanema“ nach Brasilien, dann zu den fallenden Sternen von Alabama, zum Thema aus „The Sandpiper“ und dem Dorough-Song, der dem Album den Titel gab. Es folgen weitere Standards („Indian Summer“, „Prelude to a Kiss“, „Body and Soul“), ein Song von Bill Loughborough („Better Than Anything“, Musik von Dave Wheat), als Closer „Take Five“ (Text von Dave und Iola Brubeck mit zusätzlichen Zeilen von Dorough), und dazwischen auch noch eine zweite tolle Version von „Harlem Nocturne“ auf Enja (nach derjenigen von Eddie Harris).

Das Trio funktioniert schon sehr gut, Martino bildet mit Doroughs Klavier ein gutes Fundament, stets in Bewegung, auch im Bossa vermisse ich kein Schlagzeug … diesen bescheidenen Rahmen durchbricht dann öfter das Altsaxophon von Hornstein – den ich gar nicht kenne, erst gerade merke ich, dass er nicht Kind von New Yorker Juden ist sondern aus Konstanz stammt (*1962) und in München daheim ist … Credits von Sunny Murray und Mangelsdorff bis zu Udo Lindenberg und Café del Mar. Sein erstes eigenes Enja-Album ist ein Sax/Bass/Drums-Trio mit Fred Braceful, das zweite ein Quartett mit Roberto Di Goia, Gary Peacock und Billy Hart (inkl. Gastauftritt von Dorough) – kenn die jemand? Jedenfalls wurde er wohl von Dorough dazugeholt und wird ja auch auf Cover vermerkt, aber so richtig an mich gehen seine Beiträge hier meistens nicht.

EDIT: Hornstein ist Doroughs „friend from long ago […], my ‚Falscher Neffe.‘ I remember, his Godmother was the half-sister of my wife, Corine, a dancer originally from Germany and the mother of my only child, Aralee Mona Dorough/Gatwood, flutist extraordinaire. Back in 1981 when Michael got the news that Corine hat married ’some jazz musician,‘ he sat down and wrote me a letter, stating his interest in Jazz and suggesting that he might visit us in Pennsylvania. Arrangements were made and there he came, at the tender age of 19, carrying a small suitcase and an alto saxophone“ (aus dem Text von Dorough im Booklet).
Die Aufnahme entstand in den Red Rock Studios in Pennsylvania am 9. und 11. September 2014 – produziert haben Hornstein und Dorough.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba