Antwort auf: Enja Records

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Lee Konitz and Minsarah – Deep Lee | Quasi am Übergang vom Alters- zum Greisenwerk schlägt Lee Konitz noch einmal ein neues Kapitel auf Ein paar Wochen vor seinem 80. Geburtstag im Systems Two, Brooklyn, am 22. und 23. September 2007 (Max Ross ist der Tonmeister) trifft er auf das Trio Minsarah, das drei Berklee-Studenten gegründet haben und da bereits ein eigenes Enja-Album vorliegen hatte: Florian Weber (p) aus Deutschland, Jeff Denson (b) aus den USA und Zvi Ravitz (d) aus Israel. Mit diesem Trio hörte ich Konitz dann zum zweiten und dritten Mal, aber erst ein paar Jahre später (und beim zweiten Mal sprang Dan Weiss für Ravitz ein, was super war). „Deep Lee“ ist ein wirklich passender Titel. Der Glanz, den Konitz ein knappes Jahrzehnt zuvor mit Swallow/Motian noch im Ton hatte, ist verschwunden, und umso verletzlicher wirkt er hier. Dass auch das Trio die Kunst der spontanen Interaktion pflegte, ist schon in der öffnenden „Three Part Suite“ (Invention, Chorale, Canon sind die Teile überschrieben) von Weber zu merken, noch mehr dann im Titelstück von Konitz. Dann gibt es den ersten und letzten Standard, „Stella By Starlight“, bevor es mit weiteren Originals von allen dreien weitergeht (je zwei von Denson und Ravitz, ein weiteres von Weber und „W 86th“, das gleich allen vieren zugeschrieben wird). Konitz ist hier schon an einem völlig eigenen Ort – unerreichbar für Normalsterbliche ohne seinen Rucksack, seine Geschichte(n), seine „dues“. Das Quartett schlägt Haken und wechselt die Richtung, wie es sich gerade ergibt – und Konitz lässt sich auch dann nicht aus der Ruhe bringen, wenn die drei Begleiter stürmischer werden. Gefällt mir sehr, lief noch viel zu selten … die zwei Nachfolge-Alben aus dem Village Vanguard noch seltener, obwohl sie schon etwas länger hier sind (4 bzw. 5 Jahre, „Deep Lee“ 3, wie Discogs mir sagt … wobei ich dort nicht immer mit allem à jour bin). Ist halt wieder ein Fall, in dem Erinnerungen von Konzerten quasi im Weg stehen, den Platz besetzen.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba