Antwort auf: Enja Records

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Myriam Alter – If | „If“ von Miriam Alter ist wieder einmal ein Album, das ebensogut bei ECM hätte erscheinen können (aber nicht mit dem warmen Mischsound, den Joe Ferla am 20. und 21. Juni 2001 im Avatar Studio erzielte). Heimwehmusik mag das sein, aus dem Exil der Sephardim. In Belgien geboren wurde Alter zur klassischen Pianistin ausgebildet, wandte sich dann dem Jazz zu – ist hier aber nur als Komponistin zu hören. Und dennoch ist das ganz klar ihr Album, ihre Musik. Sie schriebt im Booklet:

Coming from a Judeo-Spanish family (Sephardic Jews), I was raised with all kinds of musics such as Latin, Italian, Oriental, Spanish, South American and classical. As a piano player I was trained in classical music first but later in my life I went into jazz. The time came to write music that truly expresses what I am and where I come from without compromising for any style of fashion.

Das tut sie hier mit zehn Stücken und der Hilfe von John Ruocco (cl), Dino Saluzzi (band), Kenny Werner (p), Greg Cohen (b) und Joey Baron (d). Es gibt hier zwar eindeutig Improvisation, aber wie viel ist mir nicht immer klar. Die Musiker sind reihum Glücksfälle. Cohen/Baron hatten ihre Zeit mit Masada hinter sich und waren ein eingespieltes Team, Werner gefiel mir noch nie so gut wie hier (okay, so viel kenne ich nicht … sein Enja-Album ist unterwegs), Saluzzi ist klasse, und die warme Klarinette von Ruocco (*1952 in New Haven geboren, seit den Achtzigern Saxophon- und Klarinetten-Lehrer an Musikhochschulen in Belgien und den Niederlanden) die perfekte Ergänzung – kein anderes Blasinstrument hätte hier so gut gepasst. Den Stücken wohnt manchmal etwas Filmisches inne, es sind ruhige aber sehr, sehr schöne Stimmungen, die Alters Stücke aufbauen. Und aus den ihren Titeln lassen sich vier Sätze bilden, wie in roter Farbe beigefügte Kommata und Punkte sowie weitere Zeilenabstände in der Trackliste suggerieren: „Waking up / Home.“, „If / I thin of it, / It’s all there.“ „Children play, / An intrigant melody, / Moving somewhere.“ Und „You should stay / Where you belong.“

Ich habe das Album noch nicht lange und auch noch nicht oft gehört – es bleibt erstmal in Griffweite, damit sich letzteres ändert. (Auch dieses Album, von Lee Townsend produziert, wurde von Justin Time übernommen.)

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #153: Enja Records - Entdeckungen – 11.06., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba