Antwort auf: Enja Records

#12306027  | PERMALINK

atom
Moderator

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vorgarten
yamashita trio, clay (1974)
hinsetzen! hinsetzen! deutsches gebrüll im moerser zirkuszelt, am anfang sind es noch befehle, kurze zeit später nur noch ekstatische schreie. wo sind hier die mikrofone platziert, dass man zwischen den klavierattacken anfangs noch unbeteiligt nölende kinder hört, bevor schließlich die aufmerksamkeit da ist, wo sie hingehört – beim strukturiert explodierenden klaviertrio (aus klavier, schlagzeug und sax/klarinette). das rasierklingenalbum aus enjas frühphase, hier wird energie verbrannt ohne vergleich, nach verhaltenem andonnern eine art kleiner zehnkampf, der einen verwüsteten sportplatz hinterlässt. die geheimwaffe hier ist der drummer, takeo moriyama, der nicht nur bomben in alle richtungen wirft, sondern die energie auch klug strukturiert, zwischendurch überraschend auf besen wechselt, auch mal lange aussetzt, um umso heftiger wieder einzusetzen, so dass das alles niemals langweilig wird. tatsächlich, wie das so ist mit platten, die man in seiner pubertät kennenlernt, kenne ich wiederum hier jeden ton auswendig, CLAY ist mein eddie harris. die grafikabteilung kann sich nicht für einen moment/ein foto entscheiden, yamashita boxt die tastatur, die kinder sind schlafen gegangen, das deutschland meines geburtsjahrs brüllt. wer sich vorher hingesetzt hat, steht nicht mehr auf.

Ich besitze Clay erst seit drei Wochen und kann daher nur erahnen, welchen unglaublichen Impact dieses Hörereignis auf einen jungen Hörer gehabt hat. Trotz meiner fortgeschritteneren Hörerfahrung überwältigt mich diese Aufnahme aber auch heute, 50 Jahre nach seinem Entstehen, so sehr, dass ich deine Begeisterung zu 100 Prozent teile. Solche Momente der ausufernden und faszinierenden Wucht sind selten, Clay gehört auf jeden Fall dazu.

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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...