Antwort auf: Enja Records

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Dewey Redman / Joshua Redman – Choices | „Father and son Redman is no publicity stunt“, steht am Anfang des letzten Absatzes der Liner Notes von Michael Hrebeniak. Das kann man schon sagen, aber eine richtig gute Idee war es dann doch nicht. 29. und 30. Juli, Tom Tedesco Studio, Paramus, NJ (David Baker), Werner Aldinger war vor Ort. Dewey Redman spielt auf den zwei gemeinsamen Stücken Altsax, die beiden sind also noch leichter auseinanderzuhalten, als sie es eh wären. Von diesen ist der Opener, Deweys „Le Clit“, vielleicht auch gleich mein Highlight. „For Mo“, der Closer, ist dem Drummer Eddie Moore gewidmet, der bei Enja u.a. mit Joe HendersonBennie Wallace aufgenommen hat („BarcelonaThe Fourteen Bar Blues„) und oft mit Vater Redman zu hören ist („The Ear of the Behearer“, „Look for the Black Star“, „Musics“, „Living on the Edge“ …). Dazwischen gibt es – im Zwiebelprinzip – je eine Ballade. Hier ist auch der Vater am Tenor zu hören, im zweiten Stück, „Everything Happens to Me“, das mich bereits an den einen Live-Auftritt erinnert, den ich von ihm zehn Jahre später zu hören kriegte: Standards und eigene Stücke, die aber immer in der Form blieben … aber so souverän wie hier klang er bei dem Konzert nicht oft. Der Sohn spielt „Imagination“ und kann mit seinem glatten Ton und seiner hippen Coolness nicht wirklich mithalten, auch wenn er für sich genommen nicht schlecht ist. In der Mitte findet sich „O’Besso“, 14 Minuten mit Dewey an der Musette, einem Doppelrohrinstrument, das der Shenai verwandt ist. Alles in allem mäandert mir die Musik oft etwas zu sehr. Und der Drummer, Leon Parker, war auch keine inspirierte Wahl – auch wenn er (schon 1992 oder erst ein wenig später?) mit dem Trio von Jacky Terrasson damals für Aufsehen sorgte. Er spielt oft so zurückhaltend, während Cameron Browns Bass eine so starke Präsenz entwickelt, dass ich mich – nach der Erfahrung mit „Satisfaction“ gerade – mehrmals beim Gedanken ertappte: wie schön wäre es gewesen, Weber hätte ein „Art of the Duo“-Album mit Dewey Redman und Cameron Brown gemacht! Auf der Habenseite hier für mich vor allem die ersten 19 Minuten, der von Ornettes Musik getränkte Opener mit seinem tollen Groove (warum nicht Ed Blackwell an den Drums, wenn ich da noch etwas im Enja-Katalog – und in Redmans Diskographie – weitersuche?) und dann das Balladenfeature des Vaters – konservativ, aber für meine Ohren stark.

Was es mit den zwei Covern auf sich hat, weiss ich nicht, ich habe das grüne oben, das seltsamerweise einen anderen Labelcode („LC 3126“ steht üblicherweise bei Enja, hier ist es „LC 10386“) trägt, was bei Discogs wiederum nicht berücksichtigt, aber auf dem Scan der Traycard zu sehen ist … einen Hinweis darauf, dass das die US-Ausgabe sein könnte, finde ich nirgends.

PS: Ob das wohl echte (japanische?) Schriftzeichen sind hier?

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