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Roy Brooks – Duet in Detroit | Das nächste Album ist ein eigenartiges: Duo-Aufnahmen des Drummers Roy Books mit Randy Weston (1983), Woody Shaw (1984), Don Pullen (1987) und Geri Allen (1989), 1993 als „Duet in Detroit“ veröffentlicht (für Weston und Shaw ist kein Ort vermerkt, für Pullen das Detroit Institute of the Arts, für Allen die Mayflower Church in Detroit). Die CD ist fast 70 Minuten lang und bleibt Stückwerk – sie bietet faszinierende Musik, aber wenig, was mich wirklich fesselt
Es gibt Donner-Drums in „Zulu“ und Besen-Swing in „Waltz for Sweetcakes“ im feinen Einstieg mit Randy Weston, der davor in einer Einleitung zu hören ist. Dann folgen die „Elegy for Eddie Jefferson“ und „Jeffuso“ mit Woody Shaw – nach den rollenden Grooves mit Weston jetzt zickiges Uptempo mit einer flirrenden Trompete, die aber nie so wirklich in den Flow zu kommen scheint, während Brooks, bei Weston noch strikt Begleiter, hier quasi eine komplette Rhythmusgruppe simuliert. Dann bricht das Tempo auf, Brooks pausiert kurz ganz, Shaw spielt langsamere Motive, die aufeinander aufbauen. Brooks steigt mit einem leichteren Beat wieder ein und ab da rollt es, auch im tollen langen Schlagzeugsolo. „Jeffuso“ ist dann ein kurzer, atmosphärischer Nachgedanke, der mir sehr gefällt.
Das Pullen-Segment ist mit ca. 25 Minuten um 10 Minuten länger als die anderen drei. Pullen sagt ein paar Worte, es gibt Brooks‘ „Forever Mingus“ (zu dessen Band Brooks während der Abwesenheit von Dannie Richmond gehörte und noch dabei war, als mit Don Pullen ein neuer Pianist aufkreuzte) – ein wilder Romp von Stride zu Free und zurück, inklusive weiteres tolles Solo. Es folgt Pullens „Healing Force“ – sehr ruhig zu Beginn und Brooks greift sich seine singende Säge, laut Scott Yanows Liner Notes 1977 in Wien gekauft – ziemlich gespentisch, fast wie die Synthesizer vorhin bei Ibrahim, den mich Pullen hier momenteweise sowieso erinnert. Die Säge umrahmt hier einen Groove, der aber auch nie so recht abheben will.
Dann Geri Allen, das letzte und jüngste Segment: in „Samba del sol“ ist Komponist Brooks an den Steel Drums zu hören – und mit denen tue ich mich leider sehr schwer (auch bei Jaco Pastorius). Im abschliessenden Titelstück, beiden zusammen zugeschrieben, ist Brooks zurück an den Drums (plus Sirene) – das kurze Stück ist sehr intensiv und geht durch mehrere Teile. Toll, wie die zwei aufeinander reagieren … aber eben: dann ist es auch schon wieder vorbei. So richtig funktionieren will diese CD für mich auch heute nicht.
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Davor lasse ich „Live at the Blue Note“ (7065) von Franco Ambrosetti aus, danach zwangsläufig, weil unauffindbar, „Harvest“ (7069) von Michele Rosewoman, das den Untertitel Quintessence III trägt (Steve Wilson, Gary Thomas, Kenny Davis, Gene Jackson und wieder als Gast Eddie Bobé).
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