Antwort auf: Enja Records

#12302209  | PERMALINK

gypsy-tail-wind
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@vorgarten Schön, wenn mal wer anders hier übernimmt! :good:

Interessant, das mit der Abfolge vom Lincoln-Album – sind bei Discogs aber nur zwei oder drei Ausgaben, die anders sind (Portugal, Japan und eine dt. Testpressung). Aufs Wiederhören von Connor bin ich gespannt, hab bisher einen besseren Eindruck davon als Du, aber ich hörte es schon länger nicht mehr (hab erst vor ein paar Jahren meine vor 20 Jahren von einem riesen Connor-Fan auf Org erhaltene CD-R ersetzt).

Bei den Alfa Jazz-Produktionen hätte ich gesagt (wie bei denen auf Justin Time), dass sie mitlaufen, wenn sie zeitgleich erschienen sind (die von Eddie Harris kommt zwar nicht im meine Top 10, aber ich würde sie vermissen, wenn sie nicht im erweiterten Kreis mitlaufen würde … die Nat Adderley scheint 1-2 Jahre später bei Enja erschienen zu sein, das sehe ich dann als mögliches Ausschlusskriterium, aber ist bei dem mittelguten Album eh egal).

Karl Berger / Dave Holland / Ed Blackwell – Crystal Fire | Ein Album schaffe ich rasch zwischendurch, aufgenommen am 4. und 5. April 1991 im Tedesco Studio in Paramus, NJ (David Baker). Bei Lincoln hatte ich die mikroskopischen Liner Notes teils zu entziffern versucht, hier hab ich gar keine … aber immerhin ist die Info dabei, dass die ersten fünf Stücke die „Crystal Fire Suite“ bilden, dann folgen sechs weitere, von denen das erste, „I Don’t Want to Be Alone“, von Eva Maria Berger (wer ist das denn? – taucht als Eva Berger noch auf einer MPS-Platte auf … eine Tochter?) stammt, die anderen zehn von Karl Berger. Ich kriege das hier noch nicht zu fassen – und ich glaub so geht es mir bisher mit fast allem von Berger („We Are You“ hat mich immerhin beim postumen wiederhören ziemlich geflasht, die drei Klavier-Solo-Alben auf Tzadik liefen vor ein paar Jahren in Schleife, aber auch da könnte ich nicht sagen, dass ich die Musik verstehe).

Das Trio hier ist natürlich toll, der atmende Bass, die dunklen Drums, die mal dahinrollen, dann wieder scheppern … sehr toll z.B. in „Primordial Innocence“, dem mittleren Teil der Suite. Nicht zu greifen kriege ich das Piano, weniger jedenfalls als das sehr klar klingenden Vibraphon (Hutcherson-Schule mit fast glockenartigem Klang), das mir sehr gut gefällt. Die Verzahnung des auf mich irgendwie oft sehr einfach wirkenden Spiels von Berger (noch mehr am Klavier denn am Vibraphon – aber das mag alles völlige Täuschung sein) mit den Drums von Blackwell ist klasse, Holland ist immer da, wo er sein muss. Was Blackwell angeht, finde ich gerade den Vergleich mit Max Roach interessant: das Snare-Solo am Ende der Suite mit den gelegentlichen Becken-Punktierungen … das hat eine ähnliche Haltung wie Roachs Spiel, klingt aber dennoch völlig anders. Aber natürlich klingt das in erster Linie nach Ed Blackwell – und das ist ja irgendwie immer super, auch wenn ihm noch nie durch die Stationen und Jahre gefolgt bin. Und irgendwo in der zweiten Hälfte, bei „Getting There“ und auch „Go with It“, fühle ich mich ein wenig an die Musik von Herbie Nichols erinnert. Und klar, der Geist von Ornette Coleman weht hier ständig durch – nicht nur im Funktionieren der Rhythmusgruppe sondern auch im Material von Berger. Das Trio wirkt auf mich jedenfalls hellwach, sehr reaktionsschnell, total offen – das funktioniert alles sehr gut. Muss ich öfter hören, hat sehr viel Potential – aber heute würde ich das noch nicht als Lieblingsalbum bezeichnen, weil es ich anfühlt, als hätte es noch längst nicht verstanden.

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