Antwort auf: Enja Records

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vorgarten

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abdullah ibrahim, africa – tears and laughter (1979)

ich wollte meine favoriten ja erst später hören, aber jetzt war ich doch ein bisschen verunsichert durch den diss von @lotterlotta. aber manchmal sollte man nicht nur seine platten waschen, sondern auch seine ohren, höhö. ich finde das album umwerfend, aber ganz vielen ebenen. man kann beim titel anfangen – die jähen wechsel von unterschiedlichen stimmungen, das zeichnet ja auch ibrahims letzte soloprogramme aus, aber ist hier auch ein verdienst der produktion, der titelabfolge, des vielseitigen ansatzes. dann höre ich ibrahim hier so inspiriert wie selten, vielleicht ist das ja auch ein manifest der konversion, des ankommens in einem neuen glauben. das lange improvisierte, zweistimmige gebet am ende der ersten seite, über einer hypnotischen bassfigur, gesprochen, gesungen, gerappt, als perkussive vokalstudie, als wärmezentrum. dann, überhaupt, die zweistimmigkeit: wie sich die stimmen von ibrahim und dem anderen konvertitel, talib qadr, umspielen, bestärken, anspornen, auf mehreren instrumenten, finde ich sehr berührend. im freien klimaxstück „did you hear that sound?“ ist toll zu verfolgen, wie ibrahim mit seinen präzisen begleitakkorden den saxofonisten aus der reserve lockt, bevor er selbst ein umwerfendes kurzes solo spielt. und ibrahim am piano: nur dreimal, absolut souverän. ich kenne kein stimmigeres solostück von ihm als „the perfumed forest wet with rain“ (allein der titel), ich hab das mal für eine freundin auf einem piano-solo-sampler draufgepackt, es stach heraus, es ist in sich total perfekt, sehr gut strukturiert, mit einer vielzahl von facetten. der einzige südafrika-moment in dieser arabischen fantasie, die soviel starke strukturen wie lässiges ornament hat, ist der „liberation dance“, der den schönen untertitel „when tarzan meets the african freedom fighter“ trägt (ibrahim hat nicht nur den glauben, sondern auch den humor wiedergefunden). da trägt es ihn quasi weg, ganz kurz, zwischen gehämmerten solo-arpeggien. extracredit auch noch an die funky rhythm section: greg brown (am e-bass!) und john betsch, ein reduzierter kick. so, genug geschwärmt.

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