Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Meinen Post zum nächsten Zoller-Album hat das Forum gestern verschluckt (es hat mich gestern im Lauf des Tages zweimal zwangsabgemeldet, obwohl ich den Haken für „angemeldet bleiben“ stets setze). Ich mochte ihn nicht nochmal schreiben um Mitternacht und fasse ihn auch jetzt in zwei, drei Sätze zusammen.

Zuerst nochmal die Lücken und Auslassungen*:

5035 – Franco Ambrosetti and Friends – Movies*
5037 – Ray Anderson – It Just So Happens
5039 – Michele Rosewoman – Quintessence (das höre ich demnächst wieder)
5041 – Mark Helias – The Current Set
5043 – Jim Pepper – Dakota Song (ist in Japan bestellt)
5045 – Eric Dolphy – Vintage Dolphy*
5047 – Gary Thomas – Seventh Quadrant (höre ich demnächst zum ersten Mal)
5049 – Joint Venture – Joint Venture
5051 – John Stubblefield – Countin‘ the Blues

EDIT: Links ergänzt

Das Helias-Album ist vom Line-Up her interessant … da treffen M-Base (Greg Osby, Robin Eubanks) auf NY Downtown (Tim Berne, Herb Robertson) und ein wenig Don-Cherry-Weltmusik ist auch dabei (Naná Vasconcelos), zudem Alleskönner Victor Lewis. Das läuft parallel zu Rosewoman (Greg Osby, Gary Thomas, Lonnie Plaxico …).

Und ich hatte dann auch zum wiederholten Mal den Gedanken, dass ich Franco Ambrosettis Alben doch nicht hätte überspringen sollen – aber bis Ende Mai komme ich eh nicht so weit, wie ich gerne würde, drum passt das schon (die Band auf „Movies“ ist eine der Kategorie „unmöglich“: Geri Allen, John Scofield, Michael Formanek, Daniel Humair, Jerry Gonzalez, auf „Movies II“ ist dann Osby statt Gonzalez dabei und damit auch eine grösere Dosis M-Base im Mix).

Das Anderson-Album scheint sein Eintrag in die „Brass Fantasy“-Schiene zu sein? Stanton Davis, Bob Stewart und – überraschend und fast schon ein Grund, das mal hören zu wollen – Perry Robinson, plus Mark Dresser und Ronnie Burrage.

Joint Venture musste ich grad gucken, noch nie von der Gruppe gehört: Paul Smoker, Ellery Eskelin, Drew Gress, Phil Haynes – drei Alben für Enja, 1987, 1990 und 1993. Kann da wer was dazu sagen?

Gestern angehört habe ich 5053:

Attila Zoller – Overcome | Beim Festival in Leverkusen am 1. November 1986 fand sich das Trio Zoller/Formanek/Humair ein und traf auf Kirk Lightsey. Damit ist die Balance und die Klarheit des Sounds des Trios leider völlig dahin. Im Opener „Overcome“ habe ich den Eindruck, dass Formanek/Humair irgendwie dagegen anspielen – und das erzeugt einen guten Effekt. Danach gehen sie mit dem Flow („Starry Night“ von Formanek über ein ewiges Ostinato, Kenny Barrons Ballade „Lullabye“), erst im Closer („Lev Blues“, wieder Zoller) wachen sie wieder auf, und wird wie teils im Opener der Flow etwas gestört, auch dadurch, dass es eine kurze unbegleitete Gitarrenpassage mittendrin gibt. Zoller spielt echt nicht schlecht – das tut hier eh niemand – aber irgendwie wird Lightsey (der stets laut mitsingt) vom Mix sehr viel besser bedient als Zoller. Und Lightsey hat auch echt keine Probleme hier, der setzt sich einfach drauf und macht sein Ding – und das gefällt mir durchaus, aber ich wünschte mir halt einen anderen Rahmen dafür.

Und jetzt zum aktuellen Album – wenig Zeit, drum tauch ich noch nicht bei Rosewoman und Thomas ein (das zweite Rosewoman-Album folgte dann ja auf dem Fuss, ich da dazwischen nur sechs oder sieben andere im Regal):

Albert Mangelsdorff / Lee Konitz – The Art of the Duo | Hier ist Peter Wiessmüllers Duo-Idee entstanden – er setzte die Reihe dann bei Tutu fort. Als Produzenten sind Weber und Wiessmüller angegeben, aber letzterer schrieb die Liner Notes (Marty Cook hat sie übersetzt). Die zwei Bläser wurden über drei Tage vom 8. bis zum 10. Juni 1983 in den MPS-Studios (von Brunner-Schwer) aufgenommen, elf meist kurze Stücke waren das Ergebnis. Interessantes Detail vielleicht, dass MPS 1968 ein Album mit Attila Zoller, Lee Konitz und Albert Mangelsdorff aufgenommen hat, „Zo-Ko-Ma“. Eine Studie in Kontrapunktik mit dem sehr klaren Altsaxophon von Konitz, das zu diesem Zeitpunkt nicht direkt spröde sondern fast schon rund und weich klingt und wahnsinnig schön aufgenommen ist. Mangelsdorff spielt nicht nur im „Creole Love Call“ die multiphonics-Posaune, die manchmal auch noch vokalisiert ist, er schlüpft öfter in die Rolle des Begleiters, was vielleicht mit der Wahl der Instrumente schon gegeben ist – was aber seinen Beitrag hier nicht im geringsten mindert. Konitz hat sechs Stücke dabei (u.a. „A Minor Blues in F“), Mangelsdoff deren vier (u.a. „Hot Hut“), dazu kommt das erwähnte Ellington-Cover. Die Stücke dauern in der Regel zwischen zwei und vier Minuten, nur zwei sind länger, „Inclination“ und „Matti’s Matter“, beiden von Mangelsdorff. Das Ergebnis ist sicher keine Musik, die ich alle Tage hören mag, aber es funktioniert überraschend gut.

Zwischen Zoller und Duo habe ich noch zwei Lücken – bzw. eine:

5055 – Daniel Schnyder – Secret Cosmos
5057 – Reflexionen – Remember to Remember

Das Album von Reflexionen habe ich vor ein paar Jahren mal zufällig auf CD gefunden (die Ausgabe gibt’s bei Discogs noch gar nicht, dort ist nur die LP von 1987 und die Japan-CD von 2020 zu finden), aber die ist wohl irgendwo an einem unpassenden Ort verschwunden und kommt erst später mal wieder zum Vorschein. Schade, denn das ist ein interessantes Quartett mit Landsmann Urs Leimgruber (ss/ts/bsx), Don Friedman (p), Palle Danielsson (b) und Joel Allouche (d). Durchaus auch wieder ein Album, das bei ECM ebensogut gepasst hätte, inklusive Cover:

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