Antwort auf: Enja Records

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Marty Cook Group with Jim Pepper – Nightwork | Das hier hätte auch schon gut auf Tutu gepasst, aber das gab es ja noch nicht … der andere Posaunist auf Enja mit Jim Pepper am Tenorsaxophon, dazu Essiet Okun Essiet und John Betsch. Die Band lässt nichts zu wünschen übrig, aber so umwerfend wie erhofft fand ich das Album dann doch nie und daher lief es in den vermutlich 15 Jahren, die ich es habe (mit „Red, White, Black & Blue“ gekauft, mit dem es sich auch dieses Schicksal teilt) wohl nicht mehr als ein halbes Dutzend Male. Es gibt sechs Stücke von Cook, die ersten vier am 12. Januar 1987 im Garden Studio in New York aufgenommen, die zwei letzten vom 9. Oktober des Vorjahres aus dem BR Studio in Nürnberg.

Für die CD hat Cook neue Liner Notes geschrieben, die vermutlich einiges erklären. Die Gruppe war im Herbst 1986 auf einer kurzen Tour in Europa – die dritte mit Betsch, die zweite mit Pepper, die erste mit Essiet. Cook kannte Weber schon seit 1980, doch der war damals nicht bereit, dessen Band aufzunehmen: „Trance“ auf Circle ist die Aufnahme, die Weber hätte haben können (kenne ich nicht). Cook zog dann nach München, Weber half ihm auch, „Trance“ herauszubringen (er vermittelte diverse Kontakte), man trank ab und zu ein Bier und unterhielt sich über Musik und vieles mehr. Im Frühling 1986 kam es zur ersten Tour mit Pepper, mit dem Cook schon seit 1983 hatte spielen wollen. Er war 1985 mit Motian in München und weil Pepper auch mit Cook spielen wollte, organisierte dieser eine Tour. Mit Betsch hatte Cook schon seit den Siebzigern gesielt („he was my favorite drummer“) und er war dabei, als es darum ging, Pepper in die Band zu holen. Weber ging natürlich zum Münchner Konzert der Band und war „impressed enough to talk about doing a recording. He especially dug Pepper’s playing. The two developed a friendship which carried over into the music.“ Man beschloss, bei der Herbst-Tour in einem Münchner Club live aufzunehmen. Da war dann Essiet dabei, den Pepper seit Kindheit kannte, mit dem er aber nie gespielt hatte.

The tour was not easy (they never are). We were traveling in an Opel station wagon, with the drums packed on the roof, and the bass wedged in the back, with its neck hanging over the two back seat over into the front. Bags were wedged between the two back seats. An Opel is not a large car, and John, Essiet, and Jim are big people. Add to this the other instruments, bass amp, an travel bags, and Pepper’s description of the car as „living hell“ was too true. In Berlin, Essiet almost hadd to go back to New York on urgent family business. There were the usual all-night hangs, hotel fuck-ups, long travel days, missed mels, and short nights. Sometimes the music seems incidental to the road, but I remember some special nights – the Quasimodo in Berlin, and the club in Essen were two. Essiet called it the hardest tour he’d been on. However, several years later when I heard him in Munich with Bobby Watson’s new band, he said to me with a grin, „You remember how I said that tour was so hard – this one’s harder.“

Aus der Live-Aufnahme in München wurde nichts, die Aufnahmen waren wegen technischer Probleme unbrauchbar. Cook schlug vor, in New York einen neuen Anlauf zu nehmen. Dazu wurde das Studio von Drummer Jimmy Madison benutzt, der in seiner Wohnung eine 8-Spur-Maschine hatte.

Im CD-Booklet gibt es ein ziemlich irres Bandfoto, das ich leider im Netz nicht finden kann. Das ist schon feine Musik: eine zupackende Rhythmusgruppe, eine Posaune mit tollem Sound (manchmal denke ich an Mangelsdorff) – und vor allem ist da Jim Pepper, der hier für mich die Hauptattraktion ist. So richtig zusammenkommen will das aber alles nicht.

Die Katalognummer hier ist 5033. Direkt davor, 5031, ist 5031, „Wings and Air“ von Nana Simopoulos – sie spielt Gitarre und Sitar. Da ist Jim Pepper als Teil einer grösseren Band zu hören, mit Naná Vasconcelos, Charlie Haden, Jerry Granelli, Ara Dinkjian, Don Cherry, Matthias Sudholter, Arto Tuncboyaci. Hab ich irgendwo auf LP, aber da fange ich jetzt nicht auch noch zu suchen an … allerdings ist das ein Album, das nochmal eine neue Tür öffnet: es gibt die üblichen Instrumente von Cherry und Vasconcelos (Berimbau, Doussn’gouni) neben einer Oud, einem Didjeridoo oder der Bouzouki der Leaderin (die Besetzung pro Stück ändert sich, es sind meist nur vier Leute dabei, einmal fünf, zweimal nur Nana und Naná).

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