Antwort auf: Enja Records

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gypsy-tail-wind
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Und hier noch zur Bass-Diskussion (Schmiere-/Gummibass) – hier mal ein Beispiel, sollte dorthin springen, wo der Bass einsetzt:

So übel ist das hier zwar nicht, zumindest nicht gleich zu Beginn, aber CTI ist für meine Ohren da generell ein Fall (das Jazzlabel mit dem unnatürlichsten Bass-Sound?) – es hat wohl mit der Aufnahmetechnik zu tun, dass stets Pick-Up-Mikrophone genutzt werden, die manche Aspekte des Klanges übermässig verstärken, also eine andere Balance herstellen, als ich sie direkt von einem Kontrabass hören würde, anders auch als wenn einfach ein Mikro vor den Bass gestellt wird. Heute sieht man bei Konzerten beides, aber der Umgang mit Pick-Up-Mikrophonen (und/oder die darin verbaute Technik) haben sich soweit geändert, dass auch damit ein „natürlicher“ Bass-Sound erzielt werden kann. Mingus hat sich soweit ich weiss (vor vielen Jahren irgendwo gelesen – bei Horst Weber vielleicht im Oreos-Band über Mingus, den ich in den 90ern schon hatte?) geweigert, mit Pick-Ups zu spielen und es gibt auch Aufnahmen („Mingus at Monterey“ glaub ich?) auf denen man seine Bewegungen (Tempo stampfen mit dem Flip-Flops am Fuss) vor dem Mirko hört, das halt auf einem Ständer vor ihm aufgestellt war.

Was mich an diesem Bass-Sound stört ist eben das, was ich als „körperlos“ empfinde. Da ist kein Volumen, keine Resonanz, nur sowas wie eine Oberfläche, die zudem auch noch irgendwie verzerrt klingt. Der Kontrast im Gitarrensolo im Opener ist ganz gut: die Gitarre klingt relativ „rein“, klar, direkt, der Bass daneben wie durch einen Vorhang (die Flöte dann allerdings auch, aber nur so ein Tagvorhang aus Spitze, beim Bass ist es der lichtdichte für die Nacht).

Ich hoffe, damit das mögliche Rätsel oder Missverständnis, das das im Raum schwebt, erläutern zu können. Für böses Blut sorgen will ich damit nicht, denn es ist einfach so, dass v.a. in den Siebzigern vielerorts Bässe so aufgenommen wurden, da und dort noch weit in die Achtziger hinein.

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