Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Enja Records › Antwort auf: Enja Records
Bennie Wallace – Big Jim’s Tango | Neues Trio, neues Glück … das ist dann wohl mein liebstes Bennie Wallace-Album, knapp vorm Gershwin-Album mit Mulgrew Miller. Mit Dave Holland am Bass und Elvin Jones am Schlagzeug spielt Wallace vier Originals und einen meiner Lieblingsstandards (ä, Cole Porters „My Heart Belongs to Daddy“. Los geht‘ es mit „Big Jim Does that Tango for You“, fünf Minuten pures Glück, wenn Elvin Jones den Tango trommelt, Dave Holland dazu ein torkelnd im Oval kreisendes Basslick spielt und Wallace am Sax loslegt – nennt mich einen sentimentalen Hund, es ficht mich nicht an. Im Porter-Song spielt Jones dann einen leichten Besen-Swing, während Holland eine Art Two-Beat-Begleitung à la Miles Davis Quintett spielt und dann und wann in Walking-Bass-Linien fällt. Die erste Hälfte des Albums endet mit einer fast zehnminütigen neuen Version des Calypso „Green & Yellow“ (vom Debutalbum). Auch hier für mich pures Glück, dem Trio zu lauschen. Jones‘ Beats, Hollands federnd jumpender, immer melodischer Bass, und darüber Wallace am Saxophon im freien Flug, der auch eine ständige Zick-Zack-, eine Auf-und-Ab-Bewegung ist. Nach fünf Minuten stoppt die Musik – nicht zum ersten Mal. Doch geht es jetzt mit einem schnelleren Tempo im straighten 4/4 weiter, bevor das Stück wieder über den Latin-Beat endet.
Die zweite Hälfte umfasst zwei Stücke, das langsame „Monroe County Moon“, in dem Jones zwischen trägem Back-Beat und verschlepptem Shuffle schwankt, während Holland weit ausgreift und viele Leerräume lässt, bevor er nach einem langen Solo von Wallace auch länger zu hören ist. Wallace kommt zwar aus Tennessee, aber so eine Performance transportiert nicht nur den Geist von Ben Webster sondern trägt auch den „Sound of Wide Open Spaces“ in sich, den typischen Texas-Tenor-Sound (vom Stück gab es 1987 auf dem Album „The Art of the Saxophone“ ein Revival). Als Closer gibt es eine zwölfeinhalb Minuten dauernde neue Version von „The Free Will“ (dem Titelstück des Albums mit Tommy Flanagan, das mir leider noch fehlt, ebenso wie übrigens auch der Nachfolger von „Big Jim’s Tango“, das 1984 erschienene „Sweeping Through the City“ mit Labelmates Ray Anderson, John Scofield und einem kleinen Gospelchor). Im schnellen Tempo walkt Holland hinter Wallace, Jones hält sich lange zurück, wird im Lauf von Wallaces Solo immer aktiver. Holland kriegt auch hier wieder ein Solo – Jones nicht sofort, denn erst kehrt Wallace nochmal zurück, doch dann ist auch der Drummer an der Reihe und spielt ein dichtes, trommellastiges Solo. In den ganz engen Favoritenkreis reicht’s wohl nicht, aber ich mag das Album nach wie vor sehr, sehr gerne.
Die Aufnahme entstand am 30. November und 1. Dezember 1982 im Eurosound Studio in Now York – wie üblich von David Baker aufgenommen und später von Carlos Albrecht im Tonstudio Bauer abgemischt.
Die CD – die einzige bei Discogs gelistete (von 1995 anscheinend, auf meiner steht nur 1983) – kriegte ein anderes Cover:
Das folgende Album, „Swinging Macedonia“ von Dusko Goykovich, liegt hier natürlich als Enja-CD, aber zuerst ist es 1967 bei Philips erschienen, 1975 vom Label des Belgrader Rundfunks und dann ab 1983 von Enja wieder aufgelegt – eigentlich interessant, denn Goykovich wurde erst im Lauf der 90er zu einem wichtigen Enja-Musiker.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba