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Tommy Flanagan – Giant Steps | Das war wohl mein erstes Flanagan-Album – das 25th-Anniversary-Reisue von 1997 („The Cats“ kannte ich da wohl bereits, aber werde das damals kaum als Flanagan- sondern als Coltrane-Album betrachtet haben). Gefällt mir von Beginn an wenigstens so gut wie „Eclypso“ oder „Super-Session“. Es gibt sechs Coltrane-Kompositionen: „Mr. P.C.“, „Central Park West“, „Syeeda’s Song Flute“, „Cousin Mary“, „Naima“ und „Giant Steps“ – fünf der sieben von „Giant Steps“ plus „Central Park West“ von den ersten Aufnahmen im Oktober 1960 mit McCoy Tyner, aber erst 1964 auf „Coltrane’s Sound“ erschienen. Die Aufnahme entstand am 17. und 18. Februar 1982 bei Eurosound in New York, auch mit David Baker – es scheint, als habe man jeweils einfach an diesem und den Musikern passenden Terminen ein Studio gebucht? War stets jemand von Enja in New York für diese Produktionen, ist das bekannt? Jedenfalls macht sich Tommy Flanagan viele Jahre (v.a. mit Ella Fitzgerald) später erneut an dieses Material, hat sich dafür mit Al Foster einen neuen Drummer geholt, den ich für eine perfekte Wahl halte, weil er niemals flächig spielt sondern recht spitz, transparent klingt. Und doch ordentlich Druck macht. Sein Trommel-Solo auf „Syeeda’s Song Flute“ ist ein grosser Wow-Moment hier. Am Bass ist wieder George Mraz zu hören. Ich habe alle diese Flanagan-Alben seit Jahren nicht angehört und bin gerade echt überrascht, wie ich „Giant Steps“ direkt wieder das beste von allen finde. Sehr klar, sehr schnell. Das Trio harmoniert wirklich perfekt, klingt so kristallin wie Flanagan selbst es eh immer tut. Mraz ist schön aufgenommen (alles Geschmiere ist weg, das es bei den Aufnahmen davor – erst recht mit Red Mitchell – manchmal noch gab), Foster entpuppt sich wie gesagt als perfekte Wahl – ohne flächige Becken-Sounds (don’t get me wrong, Elvin Jones ist und bleibt mein Lieblingsdrummer, wenn ich einen wählen muss) und Gummibass klingt das wirklich wunderbar. Es lässt die Musik anders atmen, das klingt alles luftig und entwickelt vielleicht gerade deshalb mehr Gewicht, mehr Momentum. Wenn Foster in „Cousin Mary“ Bombs droppt und Flanagan richtig kantig wird, Mraz sogar fast mal eine Saite schnarren lässt … dann ist das für mich das Tommy Flanagan Trio at its very best.
Ich sagte es schon, mein Massstab sind „Sea Changes“ und „Sunset and the Mockingbird“, 1996 bzw. 1997 aufgenommen, „Giant Steps“ ist wohl die Nr. 3. Jetzt bin ich sehr auf „Thelonica“ gespannt, das ich viel weniger lang kenne (die „Super-Session“ kenne ich auch noch nicht so lange, „Let’s“ ebenfalls nicht).
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