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Hannibal – The Angels of Atlanta | Wuchtige Akkorde von Beats untermalt, dazu ein Chor: „There is no death in spirit. There is no death for an Angel …“ – der Harlem Boys Choir unter Walter Turnbull und Pat Peterson ergänzen auf dem zweiten Enja-Album von „Hannibal“ Marvin Peterson dessen Combo, zu der George Adams (ts), Kenny Barron (p), Diedre Murray (vc), Cecil McBee (b) und Dannie Richmond (d) gehören. Aufgenommen wurde das Album am 15. und 19 Februar 1981 von David Baker in den Sound Ideas und der Church of Intercession in New York. Das war vor einigen Jahren das erste Hannibal-Album, das ich auftreiben konnte, und das mich damals eher etwas kühl liess. Auf der LP-Rückseite erklärt Hannibal, worum es bei dem Album geht: um die zwanzig schwarze Kinder wurden in Atlanta, Georgia, ermordet. Diesen „angels, their parents and to those who seek and teach the ways of truth“ widmet der Trompeter das Album, von dessen fünf Stücken er drei komponiert hat. In der Mitte steht „The Inner Voice“ von Pat Peterson, den Abschluss macht Hannibals Arrangement von „Sometimes I Feel Like a Motherless Child“. Und ich frage mich heute schon mitten im öffnenden Titelstück, spätestens aber, wenn Hannibal dort eine längere Duo-Passage mit Dannie Richmond spielt, warum mich das nicht schon immer so gepackt hat, wie es das heute tut.
Thomas Fitterling hat für die CD von 1994 zusätzliche Liner Notes geschrieben, die ins Englische übertragen wurden (da scheint es überhaupt keine klare Linie gegeben zu haben, was für welchen Markt in welchen Sprachen, mit oder ohne Extratext, mit oder ohne den einstigen kleineren Fotos auf den LP-Rückseiten usw. neu erstellt oder wieder verwendet wurde), darin gibt er einen guten kurzen Überblick über das weitere Geschehen. „The Story Teller“ sei „a ballad strongly imbedded in the tradition of John Coltrane‘ religious music. The ensuing two movements are dominated by the beautifully mellow voice of Pat Peterson, Hannibal’s cousin. ‚The Inner Voice‘, with Hannibal and Kenny Barron as the instrumental soloists, is deeply rooted in the Gospel tradition, whereas ‚Mother’s Land‘ is a joyfully tricky Calypso waltz. The closing movement, though purely instrumental, is treated in a way parallel to the opening one. There is a long hymn-like rubato introduction before the straight ahead statement of the theme in an unusually bright tempo. Thriving solos by George Adams, Diedre Murray and Hannibal follow, which manage to surpass their earlier efforts on this date.“
Das ist – dem Thema entsprechend – dunklere Musik als das ekstatische Antibes-Set, aber beim heutigen Wiederhören dünkt mich das gerade so stark. Durch den Gesang kaum Musik für alle Tage – vermutlich rührte auch daher meine frühere Skepsis … aber das ist ein wirklich gutes und auch bewegendes, mitreissendes Album. Und sehr schön ist es auch, Diedre Murray im guten Mix richtig zu hören. Ihr Solo im eh phantastischen Closer – auch den höre ich gerade doppelt, dreifach – ist wirklich toll.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba