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Attila Zoller – Common Cause | Ich bin doch nochmal dran … früh auf und später los als gestern gedacht. Runde zwei von Attila Zoller ist ein All-Star-Trio mit Ron Carter und Joe Chambers, das wieder wahnsinnig schön klingt. Aufgenommen am 6. Mai 1979 im RPM Studio in New York, gibt es hier vier Zoller-Originals und eine Ballade von Bobby Jones, „Lady Love“. Zollers Spiel beeindruckt mich auch hier sehr, aber so engagiert wie auf dem ersten Enja-Album klingt hier nichts, es scheint ein wenig, als seien Carter und Chambers nicht in der Lage (oder nicht Willens?) so sehr in die Tiefe zu graben wie Luther/Brown auf dem ersten Album. Nichtsdestotrotz ein gutes Album.
Bennie Wallace – Live at the Public Theatre | Und dann auch gleich noch die zweite Runde von Bennie Wallace – wieder mit Eddie Gomez, aber nun mit Dannie Richmond am Schlagzeug. Ein Cover, das auch bei ECM hätte angetroffen werden können (Foto: Jürgen Lehr – das Cover von Zoller oben, das Foto auch schon von Lehr, ist eine Brücke zwischen ECM und CTI, oder?) – aber die Musik? Eher nicht! Im Booklet gibt’s ein Interview mit Wallace von 1983, da erzählt er, dass seine Lehrer ihm Coltrane, Rollins und „all the guys with Basie, particularly Lockjaw“ sowie dessen Band mit Griffin gezeigt hätten (ich nehme an einiges davon live, Wallace kam 1946 zur Welt). Die Namen Stanley Turrentine und Red Prysock fallen dann auch, und „I was wild as regards control and everybody was encouraging me to listen to Stan Getz because they wanted me to calm down.“ Der Plan ging zum Glück nicht auf – obwohl Wallace auch Charlie Parker, die Lester Young-Saxer und dann auch wirklich Stan Getz studiert hat. Mit einem Freund, der Komposition studierte, spielte er Avantgarde-Musik, es gab dann auch eine Phase ohne Jazz: Elliot Carter, Stockhausen und die Musik dieses Freundes gerieten in den Fokus, Wallace lernte einiges über Harmonie, versuchte sich im atonalen Spiel, kam dann nach Indiana, um jemanden in der Band von David Baker zu ersetzen … as alles ist ja nicht wirklich erheblich, wenn man Wallace‘ eigene Musik hört, die ein paar Jahre später zu entstehen begann – aber ich bin im Forum weit und breit der einzige, der Wallace zu schätzen scheint, drum fand ich, ich hole mal ein wenig aus.
Am 26. Mai 1978 im Public Theatre wurde er von WKCR aufgenommen und spielte neben zwei Originals auch „In a Sentimental Mood“ (mit einer längeren Solo-Kadenz) sowie ganze drei Monk-Tunes, von denen nur „Blue Monk“ auf die LP fand. 2000 brachte Horst Weber das Album neu heraus (mit einer neuen Katalognummer, 9127 – von den 900er-Nummern gibt es mehr als von allen davor, da hörten sie mit den 49 bzw. 50 Alben pro Tausendergruppe auf) und fügte noch zwei Monk-Stücke als Bonustracks an, „Ugly Beauty“ und „Ask Me Now“. Das Spiel von Wallace wirkt auf mich hier nochmal deutlich reifer als beim Debut – vielleicht auch, weil das Programm weniger ambitioniert ist – und der neue Drummer half bestimmt auch. Das ist so warme Musik wie die von Zoller, der Flow ist auch da, ist aber einer voller Kanten und Fallgruben, ein zerklüfteter gewissermassen. Nah dran an den Lieblingsalben!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba