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Abdullah Ibrahim – Africa: Tears an Laughter | Das nächste ist dann wieder ein Lieblingsalbum seit meiner Jugend. Im Gegensatz zu „African Marketplace“, „South Africa“ oder den südafrikanischen Tracks aus den Siebzigern auf der Kaz-CD „African Sun“ hat es hier ein wenig gedauert – gar zu karg war mir der Sound zunächst. Doch gerade darin liegt die endlose Faszination. Auch ohne die Worte in „Ishmael“ zu verstehen: das endlos kreisende Ostinato von Greg Brown an der Bassgitarre, darüber die Stimme von Ibrahim – und sonst minutenlang nichts. Es braucht auch sonst nichts, wirklich nicht. Anderswo ist das betörend schöne Musik, in den beiden das Album umklammernden kurzen Takes von „Tsakve“ geradezu aufreizend tänzerische (Ibrahim am Sopransax). In „Did You Hear That Sound“ geht es dann richtig zur Sache. Qadr spielt ein tolles Solo am Sopransax, Betsch treibt ihn an und Ibrahim ist in der Begleitung wie auch im folgenden kurzen Solo weit weg von allen Klischees – in späten Jahren hatte er ja seine eigenen entwickelt und pflegt sie auch heute noch die meiste Zeit – was ja auch ein Gütesiegel ist, weil er halt wirklich seine eigene Musikalische errichtet hat und bewohnt. In die Richtung geht es dann mit dem folgenden „Liberation Dance (When Tarzan Met The African Freedom Fighter“). „Imam“ ist dann eine Art Afro-Free-Funk-Nummer über einen trockenen Beat. Ibrahim und Qadr beide am Sopransax treten in den Dialog mit Brown, der ein prägnantes Bass-Lick spielt und dieses solistisch ausschmückt. Die Band ist wirklich tight. Wie schade, dass es da keine weiteren Alben gibt!
Drummer John Betsch ist der einzige einigermassen bekannte Name unter den drei Sidemen. Das liegt allerdings daran, dass Talib Quadr (der bei den Chants auf „Ishmael“ dazustösst, sonst Alt- und Sopransax spielt) später als T. K. Blue oder Talib Kibwe unterwegs war. Nach der Zeit mit Ibrahim (gemäss Wikipedia 1977-79) ging er nach Paris und stiess dort zur Band von Randy Weston, dessen musikalischer Leiter er später wurde (ab dem 1991er Opus magnum „The Spirits of Our Ancestors“ ist er auf fast allen Alben dabei, aber er scheint insgesamt 38 Jahre mit Weston gespielt zu haben, also ziemlich direkt seit seinem Umzug nach Paris Ende 1981). Bassist Greg Brown hat kaum weitere Credits auf Discogs (ein Stück mit Osibisa), die ganze Band wirkte aber auf einer weiteren Platte mit, die ich nicht kenne, Liberation Southafrica – Freedom Songs von 1978 oder 1979.
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Das nächste Album ist dann das zweite von Cecil McBees Sextett aus dem Sweet Basil, „Compassion“, einen Tag nach „Music from the Source“ eingespielt (und in meiner Erinnerung eine Spur schwächer?). Das habe ich als LP, kann ich aber gerade nicht finden … danach folgt „Common Cause“ von Attila Zoller, das vorhin erwähnte „Live at the Public Theatre“ von Bennie Wallace (von dem 2001 eine erweiterte CD mit neuer Katalognummer herauskam), danach Ibrahim/Dyanis zweites Duo („Echoes from Africa“) und dann das erste der Mingus-Alben aus Wuppertal. Ich denke ich lege später noch Ibrahim/Dyani ein – für mich ist da aber, anders als für @lotterlotta, das erste immer mit Abstand das stärkere gewesen. Hier ist aber jetzt erstmal Pause bis mindestens Donnerstag … Live-Musik gibt’s auch wieder morgen und übermorgen, aber keinen Jazz.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba