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Randy Weston – Nuit Africaine | Das nächste Enja-Album ist kein Enja-Album – wieder mal. Aufgenommen von Jef Gilson in seinem Palm Studio in Paris am 21. September 1975 und bei Owl als „African Nite“ erschienen – witzig, dass die Deutschen den englischen Titel für ihre Veröffentlichung ins Französische übertrugen. Das Cover-Foto scheint wieder von Pino zu sein, auf der Rückseite gibt’s dann eins von Weston am Klavier von Jean-Jacques Pussiau, dem Gründer von Owl und Produzenten des Albums. „African Nite“ war OWL 1, der Start des Labels – und vielleicht rührt daher die Tatsache, dass Enja das Album in Deutschland herausbrachte? Ganz neu im Geschäft war Pussiau aber nicht, bei Discogs gibt es für 1973/74 schon drei Foto/Artwork-Credits, nicht zuletzt für das fabelhafte „Soul of Africa“ von Jef Gilson/Hal Singer, auch die anderen beiden von Gilson produziert, dass Pussiaus eigene erste Produktion in dessen Studio entstand, ist daher nicht verwunderlich. Und klar: ohne Owl wären Fans von Jeanne Lee, Jimmy Giuffre, Paul Bley oder Helen Merrill um ein paar sehr feine Alben ärmer. (Bei Owl 3 hatte Pussiau sich dann wohl von Gilson emanzipiert, Owl 4 von François Jeanneau steht hier irgendwo als Platte herum.)
Musikalisch ist Weston für meine Ohren eh eine Bank, ich kenne da wenigstens ab Ende der Fünfziger nichts, was ich als deutlich schwächer als den grossen Rest einstufen würde. Von seinen gerade in den Siebzigern zahlreichen Solo-Alben fehlen mir aber noch ein paar, und „African Nite“ ist nicht mein liebstes (die Ehre ginge wohl an „Blues to Africa“, das 1974 im Konzert in Zürich eingespielte Freedom-Album, oder an die beiden Cora-Alben, „Rhythms-Sounds Piano“ und „The Healers“ von 1978 bzw. 1980 – aber das müsste ich alles mal in Ruhe wieder hören, habe „Randy Weston Meets Himself“ und „Blue“ überhaupt nicht mehr im Ohr und „Informal Solo Piano“ erst kürzlich gekauft und noch gar nicht angehört). Neben Dizzy Gillespies „Con Alma“ sind acht Weston-Originals zu hören, darunter zum Einstieg „Little Niles“, ansonsten aber nicht seine „Best of“ sondern Perlen wie der wunderbare „Samba Bassa“ oder ein kurzes, verspieltes „Portrait of Miriam Makeba“, die es nur auf diesem Album gibt. Auch „Yubadee“ ist nirgendwo sonst zu finden und das Titelstück und „C.W. Blues“ bloss auf einem, „Blues to Senegal“ und „Jejouka“ (aka „Jajouka“ usw.) auf zwei weiteren Alben (sowas weiss ich nicht auswendig, aber auf die Vermutung hin auf der zum Glück noch greifbaren Weston-Website genauer nachgeguckt). Sehr hörenswert auf jeden Fall – aber es fällt mir irgendwie schwer, das Album hier im völlig anderen Kontext zu behandeln. Quasi Weston, der ins Ibrahim-Territorium eingreift … und ich scheue mich sehr davor, die beiden zu sehr vergleichen zu wollen, weil sie beide quasi Hausheilige sind.
Meine Owl-CD-Ausgabe sieht nochmal völlig anders aus, die kam 2001 heraus (das Cover kam schon bei der ersten CD 1992 zum Einsatz). Das war eine Reihe, die von Universal vertrieben wurde bzw. denen gehörte damals (und heute?) wohl der Owl-Katalog? Dazu finde ich nichts heraus, zum Label gibt es nicht mal einen Wikipedia-Eintrag (Pussiau leitet jetzt OutNote, das Jazz-Label der Out Here-Gruppe, die v.a. in der Klassik sehr aktiv ist). Die EmArcy- und Universal Jazz France-Logos sind auch hinten auf dem Cover. Und im Innern des Digipack gibt’s nochmal ein anderes Portrait, das Pussiau von Weston am Klavier gemacht hat:
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