Antwort auf: Enja Records

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Yosuke Yamashita – Banslikana | Nächster Halt ist dann wieder ein Virtuosen-Piano-Solo-Album – aber eins, das in seiner Verdichtung so bekloppt ist, dass vordergründige Virtuosität kaum mehr eine Rolle spielt. Am 5. Juli 1976 findet sich Yamashita am Flügel im Tonstudio Bauer in Ludwigsburg ein und nimmt sein drittes Album für Enja auf. Es gibt vier Stücke pro Seite, jeweils einen Klassiker zum Einstieg, „A Night in Tunisia“ bzw. „Autumn Leaves“, gefolgt von drei Originals, die teils an Vorbildern orientiert sind. So ist „Stella“, das zweite Stück, anfangs so eng an „Stella By Starlight“ angelehnt, dass es mir etwas frech scheint, das als Original auszugeben – doch gegen Ende klingt das dann irgendwie mehr nach „Round Midnight“. Die meisten Stücke sind hier um die vier Minuten lang, eins etwas kürzer, drei etwas länger, und von diesen ist „Baslikana“ mit fast acht Minuten mit Abstand das längste. Hier überstürzen sich die Geschehnisse: die Läufe, Melodien, Riffs, Akkorde. Manchmal wirkt auch das ein wenig wie eine Leistungsschau – und doch ist Yamashitas Klangwelt eine hörbar eigene, in der all das Gespielte zusammenpasst, stimmig wirkt – auch wenn er nach sieben Minuten plötzlich wieder zum einfach Thema zurückkehrt, das auch auf dem Rückcover abgedruckt ist.

„Chiasma“, das vierte Stück, gab einem MPS-Album des Yamashita Trios, aufgenommen im Juni 1975 bei den Heidelberger Jazztagen den Namen – einem Album, das auch Horst Weber produzierte, das ebenfalls vor Ort vom Tonstudio Bauer mitgeschnitten wurde, und einem Album, das sich vor „Clay“ echt nicht verstecken braucht, und auf dem auch „Hachi“ in der Version des Trios zu hören ist, das für „Distant Thunder“, sechs Tage später mit Manfred Schoof, erneut eingespielt wurde). Ich hatte Yamashita ja 2022 oder so mal etwas vertieft, eine Kombination aus „ich kaufe mal wieder ein paar aktuelle Japan“-Reissues und unserer 90er-Strecke hier im Forum, wo ich mich dann durch die Alben des New York Trio (Yamashita mit Cecil McBee und Pheeroan akLaff) durchhörte. @redbeans meinte damals korrekterweise, ich solle meine Posts doch aus dem Hörthread auslagern, was ich nicht tat, davon ausgehend, dass ich das alles bald drauf mal etwas konzentrierter hören würde … das geschah natürlich (noch) nicht, und so sind auch die Enja-Aufnahmen von Yamashita noch ziemlich neu für mich (das Duo-Album mit Roidinger kaufte ich dann noch nach, aber werde es die Tage zum ersten Mal überhaupt anhören).

Die Einverleibung von „Autumn Leaves“ macht mich jedenfalls staunen – was Yamashita hier auftürmt, ist echt atemberaubend. Mit „Ko’s Daydream“ beginnt dann vergleichsweise verspielt, eine Art rudimentärer Calypso vielleicht, der aber nie so recht ins Rollen kommt. In „Lullaby“ ist das Schema ähnlich, aber die Musik anders: jede Phrase fängt an – und löst sich dann irgendwie nicht auf, wird nicht fortgesetzt. Wie bei „Stella“ habe ich das Gefühl, dass auch bei den zwei Stücken Vorbilder bzw. Vorlagen dahinter stecken könnten? Ebenso im Closer „Bird“, der tatsächlich von der Linie her ein wenig nach Bebop klingt. Hier wird nicht ständig etwas abgebrochen, die fliessenden Linien der rechten Hand werden aber durch den unregelmässigen Einsatz der linken akzentuiert.

Das geht mir alles nicht nah, berührt mich nicht wirklich – gefällt mir aber irgendwie doch ganz gut. Und das Pino-Bild auf dem Cover gefällt mir auch wieder.

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