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Makaya & The Tsotsis | Hier hilft auch ein Blick auf die Label nicht beim Eruieren der Leadership – gestehen wir sie Drummer Makaya Ntshoko zu, auch wenn Bob Degen zwei der fünf Stücke komponiert und bei den drei anderen jeweils als erster genannt wird, vor Isla Eckinger, Ntshok und Sauer (alphabetischer Ordnung im Gegensatz zur üblichen Line-Up-Ordnung auf dem Front- und Rückcover). Sauer setzt im kurzen Opener aus setzt dafür mit einem einzigen Ton gleich einen starken Akzent im folgenden längsten Stück „Tetralogue“ – wie die anderen allen vieren zugeschriebenen wohl eine freie Improvisation. Auf den CD-Reissues (Japan 2007 und 2014, Deutschland 2009) gibt es drei Bonustracks, noch zwei kollektive und zum Abschluss Ntshokos „Makaya’s Song“.
Damit sind wir im Sommer 1974 angekommen – ich überspringe drei Alben: Elvin Jones‘ „Live at the Village Vanguard“ (2036) und Ben Websters „Live at Pio’s“ (2038) sind die ersten „historischen“ Platten des Labels (bei Jones liegen sechs Jahre zwischen der Aufnahme und der Veröffentlichung, bei Webster sind es zehn – auf der Platte ist das Aufnahmedatum im Jahr 1964 allerdings nicht vermerkt), und Tete Montolius „Songs for Love“ (2040) lief neulich gerade schon. Das Album von Jones mag ich zwar sehr gerne – aber ich habe ohne länger darüber nachzudenken schon längst beschlossen, dass die „historischen“ Alben (auch und vor allem Mingus, zudem Dolphy, Ervin, Bea Benjamin) keine Berücksichtigung finden werden in meiner Top 10.
Die Musik von Sauer, Degen, Eckinger und Ntshoko ist zupackend, direkt – wenn ich die bisherigen Auftritte Sauers im Kopf habe, würde ich sagen, das ist näher an Mangelsdorff denn an Hino. Wuchtig, frei, aber auch hier wieder oft sehr melodiös. Und Ntshoko ist kein richtiger Free-Drummer, es gibt wenngleich keine Time in den freien Stücken einen Puls, die Tempi wechseln mal, sind aber oft über längere Strecken stabil. Bei aller Freiheit gibt es eine Art Swing, ein Vorwärtsdrängen, das ziemlich mitreissend ist. Und Eckinger ist natürlich super – eigentlich interessant, dass es drei Jahre dauerte, bis Enja ihn an die Seite von Mal Waldron stellte („Hard Talk“, schon im Mai 1974 aufgenommen, drei Monate vor „Makaya & The Tsotis“, aber dazwischen kamen noch drei andere Alben heraus, falls die Reihenfolge der Katalognummern denn eingehalten wurde).
Es gibt kreisende Riff-Momente, die aus freien Bewegungen angesteuert werden, Degens Klavier erinnert da und dort wirklich etwas an Mal Waldron. Von Sauer sind manchmal Multi-Phonics zu hören oder er schreit ins Saxophon oder knapp am Mundstück vorbei, in „Bridges“ scheint er kurz zwei Instrumente synchron zu spielen – Sauer spielt überhaupt einmal mehr stark auf hier. Nach dem fast meditativen „Neged“ (der Tsinopmok steckt im Titel) ist in „Suspension“, dem letzten Stück der LP, das Energielevel noch mal hoch – aber ohne, dass es einem den Atem nehmen würde. Um Eckingers Kippfiguren herum riffen Degen und Sauer, während Ntshoko einen lebendigen Beat mit vielen Fills spielt, der schon ziemlich eigen klingt.
Die Bonustracks bieten zweimal Freies und dann zum Ausklang doch noch etwas Südafrika – mit über zehn Minuten ist „Makaya’s Song“ nach dem „Tetralogue“ das zweitlängste Stück der Session.
Zwar kein Lieblingsalbum, aber eine Stunde Musik (mit den Bonustracks), die sich bei jedem Hören richtig gut anfühlt (ich hab die CD unten von 2009, vermutlich ziemlich sofort bei Erscheinen gekauft, davor hatte ich schon eine Kopie des Albums, vermutlich ein Vinyl-Rip, aber allzu oft lief das Album noch nicht).
Die Aufnahme fand im Sinus Studio in Bern statt (im Radiostudio Bern war schon „African Sketchbook“ aufgenommen worden, das Ibrahim-Album, das ich überspringen musste). Anders als ECM hatte Enja in diesen ersten Jahren keine richtige oder eher: viele Heimaten. Das Domicile in München ist bis dahin mit drei Einsätzen („Black Glory“, „Impact“, „Taro’s Mood“ – den Nachzügler „Mal Waldron Plays the Blues – Live at the Domicile“ nicht mitgerechnet, der ja zuerst bei Polydor herauskam) vor dem Tonstudio Bauer in Ludwigsburg („Trinity“, „Vibrations“) und dem New Yorker Studio WASP („African Space Program“ und „Up Popped the Devil“) der wichtigste Ort. Oder hab ich da was übersehen? Die zwei nächsten Alben („Drifting“ von Walter Norris und „Hill Country Suite“ von Bobby Jones, beides alte Favoriten) entstanden dann in den Trixi Studios in München, danach geht’s für „Good News from Africa“ – spielt das eigentlich mit? wichtige Frage! – wieder ins Studio Bauer, für Waldrons „Hard Talk“ nach Nürnberg ans Jazz-Ost-West-Festival und für Yosuke Yamashitas „Clay“ nach Moers. Wo „Lament“, Horace Parlans Pepper neuer Beitrag für Booker Ervins „Lament for Booker“ entstand, kriege ich grad nicht raus. Frank Tusas „Father Time“ entstand in den Trixi-Studios, Marc Levins mir noch unbekanntes „Social Sketches“ in Finnland, Pepper Adams‘ „Julian“ dann wieder live im Domicile, und Mal Waldrons „A Touch of the Blues“ von 1977 enthielt eine weitere Aufnahme vom Festival in Nürnberg, die schon 1972 mitgeschnitten wurde.
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