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Karl Berger – With Silence | Das Labeldebut des vor fast genau einem Jahr verstorbenen Vibraphonisten, der hier auch Marimba spielt, aber noch kein Klavier. Dafür hat er Masahiko Sato an seiner Seite, und das ist wohl die Personalie, die das Album wirklich spannend macht. So rätselhaft wie Satos eigenes Enja-Album ist die Musik nicht, dafür sind die Berger-Originals (fünf von Karl, eins von Ingrid aka Sertso) zu gradlinig und zu einfach, aber die Stimmung gefällt mir sehr gut, das ist recht dunkel schattiert – ganz wie das Coverfoto von Josef Werkmeister.
„We Are You“ von 1972 erschien auf Calig und wurde erst später von Enja übernommen (CD, 1990, mit furchtbarem Cover – schön ist das Cover der ebenfalls 1972 auf Trio veröffentlichten japanischen Platte) – es hätte im Gegensatz zu „With Silence“ vielleicht knapp Chancen für die Top 10. Und noch was Kleines: den Leader kann man in dieser frühen Zeit manchmal nur auf den Labeln ablesen – auf dem Front- und dem Rückcover stehen oft einfach alle Namen aufgelistet; gleich wie hier z.B. auch auf „Black Glory“, „Vibrations“ und „Spontaneous“.
Terumasa Hino – Taro’s Mood | Wieder mal live im Domicile in München, mittlerweile im Sommer 1973 … Hino hat seine eigene Band dabei mit Mikio Masuda (p), Yoshio Ikeda (b), Motohiko Hino (d) und Yuji Imamura (perc). Die LP enthielt drei Stücke und war schon über fünfzig Minuten lang, für die CD-Reissues (seit 2006, parallel in Europa mit dem hässlichen Cover unten und in Japan mit Originalcover) wurde die erste CD um ein viertes Stück (zwischen Seiten A und B eingeschoben) ergänzt und eine zweite CD mit drei weiteren Stücken kam neu dazu. Von diesen sind zwei allerdings recht kurz, die zweite CD nur um die 28 Minuten lang. Ein Einblick in eine starke Zeit von Hino, der gerade seine Alben für das Label Love hinter sich hatte, die ihn alle in guter Form präsentieren. Die zunehmend uninteressanter werdenden Fusion-Alben liegen noch einige Jahre in der Zukunft – und diese eineinhalb Stunden mit fünf Originals (drei davon machten die Original-LP aus), einem Stück vom Pianisten („Black Daffodil“, das auf CD 1 eingeschobene) und dem Standard „Stella by Starlight“ sind ein Genuss. Im Vergleich zu Goykovich spielt Hino meist druckvoller, brennt aber nicht so lichterloh Tolliver. Auch wenn es hier immer auch treibende Grooves gibt, wirkt das offen, nachdenklich, es öffnet Räume und im Gegensatz zu beiden Kollegen scheut Hino auch das freie Spiel nicht, wie im Titelstück des Albums zu hören ist. Das gehört bei mir zumindest zum erweiterten Favoritenkreis, liegt ein ganzes Stück vor „Vibrations“. Und was mir hier mal wieder überdeutlich klar wird: Wie toll ich das Schlagzeugspiel von Motohiko Hino finde. Es vermengt sich auch ganz gut mit der Extra-Percussion von Yuji Imamura, besonders schön zu hören in „Predawn“, dem 25minütigen Stück, das die ganze B-Seite der Original-LP einnimmt.
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