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sean shibe, dreams & fancies (2017)
der 1992 geborene sean shibe ist eine entdeckung, die ich durch @gypsy-tail-wind gemacht habe. er hat viele mir wichtige klassiker der modernen gitarrenliteratur eingespielt, und alle interpretation gehören für mich zu den besten, die ich kenne: auf dieser debüt-cd mit englischen werken spielt er brittens „nocturnal“, waltons fünf bagatellen und berkeleys sonatina, auf CAMINO (2021) de fallas „homenaje“, mompous „suite compostelana“ und poulencs sarabande, auf PROFESIÓN (2023) villa-lobos‘ préludes und etüden, außerdem die sonate von ginastera. als nächstes würde ich ein henze-programm bei ihm bestellen.
die englischen sachen (aus den späten 50ern, den 60ern und frühen 70ern) sind alles überredungs- und auftragswerke, die auf julian bream zurückgehen, der professioneller klassikgitarrist wurde, als sein instrument noch kein bisschen ernst genommen wurde. der bezug zu dowland (von dem spielt shibe hier auch drei stücke zwischendurch, was eigentlich kein bruch ist) liegt bei allen komponisten nah, auch die umgehung der spanischen tradition, man hört hier aber, wie vielschichtig das alles zusammenhängt. brittens „nocturnal“ dekonstruiert z..b. eine downloand-aria, entwickelt aus den fragmenten eigene bewegungen (in fast allen damals bekannten spieltechniken), die aber insgesamt einen fluss ergeben, an dessen ende das dowland-stück im quasi unbearbeiteten zustand wie aus dem nebel auftaucht.
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