Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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yaiza

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Mo, 29.01.2024 Konzerthaus Berlin, Kleiner Saal

Augustin Hadelich, v., Marie-Elisabeth Hecker, vc., Martin Helmchen, p.

Haydn Klaviertrio G-Dur Hob XV:25; Kodály Duo für Violine und Violoncello op. 7 //
Kurtág „Varga Bálint Ligaturája“ für Violine, Violoncello und Pianino (Deutsche EA); Schumann Klaviertrio d-Moll op. 63

Ein großartiger Abend folgte auf den Abschlussabend der Schubert-Woche. Luxus.
Das Haydn Klaviertrio mit dem „Rondo all‘ Ongarese“ bereitet auf den weiteren Abend vor. Und hier ging es mir auch schon wie bei anderen Konzerten, die mit diesem Klaviertrio begannen… Ich bin kein großer Fan davon, aber es erlaubt ein Ankommen im Konzert, der Abend sollte ja noch intensiv werden. Womit ich dann auch schon zum Kodály Duo für Violine und Violoncello (1914) komme. Was für ein großartiges Geschenk, dass Augustin Hadelich und Marie-Elisabeth Hecker dieses live spielen. Ich genieße noch fast 3 Wochen später nach und möchte es mir noch gar nicht auf Tonträger anhören, weil die Eindrücke noch so lebendig sind. … Aus dem Programmheft: „Dabei spiegelt Kodály die musikalische Praxis der ungarischen Bäuer*innen, so genau es geht: Beispielsweise deutet der Komponist vor Beginn den folkloristischen Brauch, sich vor Beginn des Konzerts improvisierend einzuspielen, mit einer Art Kadenz an. Später arbeitet er mit dialogisierenden Soli, variantenreichen Phrasierungen und deutlichen Motiv- und Klangzäsuren. “ (Hannah Schmidt)
Die Pause war geprägt von Gesprächen mit den Sitznachbarn zum gerade gehörten Duo. Der zweite Teil begann mit der DEA von „Varga Bálint Ligaturája“ (2007) für die Trio-Besetzung von György Kurtág, das er zu Ehren seines Freundes , er verstarb am 31.12.2019, schrieb. Dank eines Impulskaufes im Fachhandel habe ich auch schon länger ein Buch von (in intern. Schreibweise) Bálint András Varga zu Hause. („Drei Fragen an 73 Komponisten“; Link) und mir vorher noch einmal das Kurtág-Kapitel durchgelesen. Sie lernten sich Anfang 1972 in Budapest kennen. Kurtág war erstmal misstrauisch und zurückhaltend ggü. dem „Head of Promotion“ des ungarischen Musikverlages Editio Musica Budapest… als er das Drei-Fragen-Projekt (das ein Langzeitprojekt werden sollte) 1978 begann, sagte ihm Kurtág auch erstmal ab. 1982 war er bereit, die Fragen zu beantworten und nannte das Interview auch eine „Hommage à Bálint“. Die UA der „Varga Bálint Ligaturája“ fand im Nov. 2007 in einem Konzert des Wiener Klaviertrios statt (Link UE); im Jan. 2024 nun also die DEA im Konzerthaus Berlin mit einem aufgestellten Klavier ggü. des Flügels. Das war schon im ersten Teil ein interessantes Bild. Das Stück könnte man als „ruhig“ empfinden; vielleicht auch weil viel verschmilzt (evtl. Hinweis auf Ligatura/Begriff aus Typographie)… mir ist aber mind. ein großer Ausbruch in Erinnerung.
Nach 3-4 min drehte sich Martin Helmchen um 180° und setzte sich auf den Hocker vor dem Flügel, so dass sie ohne Unterbrechung das 1. Klaviertrio von Robert Schumann beginnen konnten. Ein wirklich schöner Moment. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon mit soviel Eindrücken zu Kodály und Kurtág gefüllt, dass ich das Klaviertrio von Schumann als sehr lange Zugabe empfand und es genoss, den dreien beim Spiel zuzusehen. Danach langer Applaus und zur Abrundung des Abends nochmal das „Rondo all‘ Ongarese“ als Zugabe.
Nachblickend muss ich schon sagen, dass ich immer noch sehr vom Abend beeindruckt bin. Ich hatte es gar nicht vor, aber ich werde mir wohl doch noch eine Karte für ein Konzert der drei im Mai (wird wohl ein Gesprächskonzert mit Musik) holen.

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