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Zum Thema „zeittypisch und persönlich gefärbte Gewichtungen und Beurteilungen von Jazzmusikern in der Fachliteratur“:
Alice Coltrane wird in meiner 2005er Ausgabe des Jazz Buchs auf genau 3 Seiten erwähnt. „Es gab einen anderen Musiker (sic!), im Umkreis (John) Coltranes, der diese Liebeskraft (nochmal sic!) besaß (…) , aber tragischerweise nicht fähig ist, sie künstlerisch – auf dem Niveau Tranes – auszudrücken. Das ist seine Frau (…) Alice Coltrane (…)“ (S. 187). Ich kann mich vage erinnern, dass das Urteil in einer älteren Ausgabe noch weit vernichtender ausfiel. Sun Ra wird auf nur zwei Seiten (s. 771 f.) erwähnt, aber durchaus wohlwollend. In der Diskografie fehlt er aber komplett. Damals waren „spiritual jazz“ (oder so) und Afrozentrismus eben noch nicht wieder hip.
Und ob John McLaughlin als – zugegeben mehr oder weniger – typischer Repräsentant des Jazz der 70er sooo treffend gewählt ist, könnte man aus heutiger Sicht auch hinterfragen. Vielleicht fußt die Sympathie von JEB für John McLaughlin nicht zuletzt auf einem gemeinsamen Interesse an Indischer Spiritualität. Waren halt die 70er.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)