Antwort auf: Jazz: Fragen und Empfehlungen

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gypsy-tail-wind
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Mag sein, dass ich heute auch nicht mehr einsteigen würde … die Auswahl war eigentlich mal: „was [in England] erhältlich ist“, drum wurden z.B. Mosaic-Boxen stets ignoriert, weil die oft schnell weg waren. Bei den Ausgaben 3 und 4 mag das noch so halb hingehauen haben mit dem Konzept: Sachen wie die ganzen Chronologicals waren drin, der ganze Fantasy-Katalog, so er auf CD vorlag (beides war so bis Mitte der Nuller komplett in print). Bei Blue Note war vieles wieder raus, weil die CDs von 1988/89 im Lauf der Neunziger teils komplett verschwunden waren – und als die RVGs kamen, änderte sich das wieder und Blue Note war wieder stärker vertreten … aber die Schwemme an Reissues so von 1998 bis 2004 (?) war so heftig, dass das Konzept nicht durchgehalten werden konnte. In einer meiner Ausgabe (5., 6.?) steht dann in der Einleitung, dass seit mehreren Ausgaben unveränderte Einträge teils weggelassen worden seien, um Platz für neues zu schaffen … und die Bände wurden auch unglaublich dick. Echt schwer, das im Rückblick zu beurteilen, finde ich.

Arrigo Polillo („Jazz“) würde heute auch niemand mehr lesen, aber als 13jähriger, der natürlich wusste, dass das dort ständig verwendete N-Wort sich nicht gehörte (ich nehme an, das ist im italienischen Original auch nicht anders, bin dem aber nie nachgegangen), fand ich das Buch in den frühen Neunzigern halt trotzdem hilfreich (es lehrte mich die antiquierte Delaunay-Theorie vom Wechsel der „heissen“ und „kühlen“ Stile, die natürlich rassisch erklärt wurden: Schwarze in N.O., Weisse in Chicago, wie das mit dem Swing ging, weiss ich nicht mehr, aber danach halt schwarzer Bop, weisser Cool … das alles war ja quasi die Erfindung der weissen Jazzkritik, und darüber hat Tom Perchard – der auch auf Org schreibt – mal ein analytisches Buch geschrieben (das dann aus der akademischen Jazzkritik kommt, quasi eine Kritik der historischen Jazzkritik, wie sie eben in Frankreich of all places entstanden war).

Solche Lektüren prägen halt …

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #152: Enja Records 1971-1973 – 14.05., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba