Antwort auf: THE ROLLING STONES – Hackney Diamonds (20.10.2023)

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latho
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claqueCash, Cohen, Dylan ziehen in der Tat Resümee nach einem auch künstlerisch sehr langen Leben. Die Rolling Stones tuen das nicht, sondern machen das Alter ignorierend weiter. Man mag das auch in seiner Ästhetik unangemessen empfinden, weil der Schlusspunkt einer Laufbahn immer noch nicht in Sichtweite scheint, obwohl das Alter dies scheinbar erfordert. Man mag das Marketing als ebenso unangemessen monströs ansehen. Man mag erwarten, dass sie sich resümierend verhalten wie die drei Genannten. Man kann es aber auch betrachten wie Erich Kästner: „Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.“
Das Verhalten der verbliebenen Drei kommt dem ungeachtet des Werbeaufwandes sehr nahe und versprüht eine Lebensfreude und -perspektive, die ich als sehr motivierend empfinde. Das ändert Maßstäbe und Haltungen zum Älterwerden. Das hört man auch in der Musik und gerade Jagger war noch nie ein Nostalgiker, sondern fühlte sich immer durch die Kreativität jüngerer Menschen inspiriert. So auch hier in Gestalt von Andrew Watt. Diese Zusammenarbeit als eine Art Kuckucksei, das man den Stones in’s Nest gelegt hat, zu interpretieren, halte ich deshalb für völlig fehlinterpretiert.

Nochmal auf den Punkt. Für Cash oder Cohen mag das Reduzierte, Altersweise funktioniert haben, es setzte einen passenden Schlusspunkt – „passend“ ist hier das richtige Wort. Für die Stones, die a) eine Band sind, b) immer in Bewegung sind und c) selten introspektiv waren, würde der Rubin-Touch (egal bei welchem Produzenten) nicht passen. Vielleicht mal den Rolling Stone Blues, sicherlich, aber der funktioniert ja eher als Kontrapunkt zu den ganzen farbenfrohen Rock- und Soul-Tracks, die vorher kamen. Analog dazu die Live-Auftritte: Cash oder Cohen standen oder saßen da zB bei VH1 Storyteller, ganz bei sich, das kann man sich bei den Stones nicht vorstellen. Wer die zuletzt live gesehen hat, hat gesehen, wie die zusehends jünger und lebendiger wurden, je mehr ihnen zugejubelt wurde. Zudem: wie Keith (?) es neulich sagte, machen die mittlerweile 3 etwas, das so noch keiner gemacht hat: als Rockband alt, sehr alt werden und dabei nicht die Würde verlieren. Das machen sie ganz prima, wie ich finde. Zwanghaft jugendlich ist HD trotzdem nicht, auch textlich sind da einige Verweise auf das Alter drin. Vielleicht musste Jagger ja die Zügel in die Hand nehmen – er ist ja frisch gebackener Vater…

zuletzt geändert von latho

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