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Anonym
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yaizaja, den Bezug Martin/Franck fand ich auch interessant … ich hatte mir beim Hören des Martin Klavierquintetts vorgenommen, mal in das von Franck wieder reinzuhören… ich habe eine Aufnahme aus dem Radio mit dem Quatuor Danel und Paavali Jumppanen (könnte diese sein: discogs; das Q. sagte mir bisher vor allem wg. der Einspielung der Streichquartette von Weinberg und Schostakowitsch was) und sie mir in den letzten beiden Tagen mehrfach angehört. Es fiel mir auch leichter als gedacht, da schlank(er) und transparent (hatte dieses Klavierquintett dicker/schwerer in Erinnerung). Jedenfalls gibt’s doch einige interessante Sachen zu hören… (z.B. scheint es manchmal, dass das Streichquartett wie ein großes Akkordeon klingt). Vor ein paar Wochen hörte ich ja intensiver das 1. Klavierquartett von Fauré. Und beim Stöbern fühlte ich mich wieder daran erinnert… Das Klavierquintett des Franck-Schülers Louis Vierne (1917) berührt mich sehr. Das höre ich inzwischen regelmäßig. Ich werde Ende Oktober wieder zum Vogler Quartett gehen und diesmal steht auch ein Klavierquintett auf dem Programm (mit Frank Dupree, p.) – das von Elgar (1918/19). Vor kurzem wurde es mal im Dlf Kultur gespielt, von daher weiß ich schon, was auf mich zukommt :) … zu Elgar fand ich bisher keinen Zugang.
Noch eine verspätete, entschuldige, Antwort. Zumal es gar keine richtige Antwort sein kann, da ich mich mit Martin – Elgar ohnehin – viel zu wenig behört habe. Vierne ist irgendwo bei mir in den Untiefen des Gedächtnisses, warum, weiß ich nicht. Das Quatuor Danel wird demnächst auch Weinberg spielen, das erste Streichquartett. Die CD damit habe ich, vielleicht packt er mich dann endlich auch einmal so sehr an, wie Euch hier in der Mehrzahl, Kremer eingeschlossen.
Es ist schon seltsam, dass so manche Filiationen, die den Betroffenen oder Betreffenden ja ganz klar waren, später so eigen erscheinen. Würde ich, einfach so, Schönbergs „Verklärte Nacht“ geradewegs mit, sagen wir, dem Streichtrio in Verbindung bringen? Vermutlich ist dieser anachronistische Hörweg aber gar nicht so schlecht, nicht, um eine Einheit oder einige Gestalt der Entwicklung – ein Konzept, das dann selbst anachronistisch wird und in so etwas wie ein schlichtes „Aha, das war also das musikalische Leben von X oder Y“ zusammenfällt – herzubalancieren, sondern um die Spuren aufzupicken, die zum Rätsel führen, das Kunst ist. So verwunderte ich mich auch über Bartóks frühes Klavierquintett, obwohl er den offensichtlichen Expressionswillen später noch weit übertroffen hat (jener also in diesem enthalten). Und so kommt man dann überhaupt irgendwann auf das Konzept „Spätwerk“, das mit der chronologischen Zeit eher wenig zu tun hat. Jedenfalls nicht wirklich, wie Woody Allen sagen würde.
Hier relativ wenig Klassik zuletzt, aber ein bisschen gesucht in der großen Mariss-Jansons-Box mit dem BR-Orchester, die längst eingetroffen ist, habe ich doch. Bei allen Proben immer dasselbe Ergebnis: Was für ein durchsolitierender Klang des gesamten Orchesters, und dabei eine ganz ruhige und unerbittlich insistierende Fülle zu bieten. Bei Mahler scheint mir das schwieriger als bei Bruckner zu sein, aber bei beiden schafft Jansons das so, dass ich es gut nachvollziehen kann. Was er da macht. Von Mahler habe ich mir die Sechste angehört und zum ersten Mal überhaupt dachte ich: Wozu eigentlich der dritte Satz? Schön ist er, hinreichend gebrochen, also mit lauernder Abwärtsfahrt, würde er fehlen, wäre die Symphonie ein Horrorkabinettstück. Drum vielleicht? Ja, ich weiß, Mahler hat Satz zwei und drei umgestellt, aber den zweiten Satz als Elendsspiegelung des ersten diesem folgen zu lassen, macht tatsächlich Sinn. Außerdem spielt womöglich auch das Physische eine Rolle. Erholung, ein bisschen, vor dem Wahn des dritten Satzes.
Dir ein schönes Konzert mit dem Vogler-Quartett!
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