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redbeansandrice
Lester Young mit dem schwedischen Pianisten Lasse Werner (…), dem Bassisten Al King (…) und dem Drummer Lex Humphries (…) im November 1956 im Jazzkeller in Frankfurt, (…) so zu hören auf dieser LP, Prez in Europe
ich hab im Laden direkt Evensmo nachgelesen, der darauf hinweist, dass Young 39 Blueschorusse im vierten Stück laut Evensmo’s Statistiken das längste Solo eines schwarzen Tenoristen in den von ihm ausgewerteten 40 Jahren ist…Ansonsten sagt Evensmo „This is a sensational session!! […] realizing he really could play like this, many of the sessions in the fifties may be considered rather mediocre!!“ Wie dem auch sei, Hifi ist hier nichts, aber Young ist total kohärent und in der richtigen Stimmung, und das ist was zählt … Am Ende der LP sind noch zwei kurze Tracks aus dem gleichen Monat mit einer Rhythmusgruppe um Rene Urtreger fürs französische Fernsehen, auch die wahnsinig gut…
Es ist wohl der Fluch der späten Geburt am falschen Ort, dass man das nicht miterleben konnte.
Ich kenne jemanden, der ist Experte in Fußballstatistik. „Der VfL Bochum erzielte in den letzten zehn Bundesligasaisons gegen Eintracht Frankfurt 5 Tore nach Eckstößen von der linken Seite in der zweiten Halbzeit. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit heißt das für die Saison 2023/24, dass …“ Bei Tippspielen haben ihm diese Statistiken aber eigentlich nie viel genützt.
Ich kenne ja nicht sooo viel von Lester Young. Aber ich weiß immerhin so viel, dass sein Spiel in den 50ern stark von der Tagesform abhängig war. Der Mythos, dass er in den 50ern nur noch ein Schatten seiner selbst war, entspricht jedenfalls nur teilweise der Wirklichkeit – auch wenn er sich auf einigen Aufnahmen so anhört, als sei er stehend K.O. Hing wohl davon ab, ob sein Alkoholpegel zu hoch, zu niedrig oder gerade richtig war. Jedenfalls gibt es da auch tolle Aufnahmen und so wie Du und Evensmo dieses obskure Album beschreiben, muss Prez an diesem Abend in Top-Form gewesen sein.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)