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Apropos Altsaxofon. Ein weiterer schöner Schallplattenfund.
Benny Carter – Jazz Giant (1958)
Eine der schönen Begleiterscheinungen beim Jazzhören sind die Wegegabelungen, auf die man trifft, wo man mal in die eine oder andere Richtung abbiegen kann. Bei einer meiner letzten Vinyl-Erwerbungen sprang mir zunächst nur der Name Coleman Hawkins auf dem Cover ins Auge. Das erregte mein Interesse an einer Benny Carter-LP. Ich sah, wagte und gewann indem ich zugriff. Zuvor hatte ich von Benny Carter noch nie und nichts gehört. Further Definitions ist tatsächlich eine ganz wunderbare Platte, die ich weiter oben schon kurz erwähnte, die aber eigentlich noch mehr Aufmerksamkeit verdient.
Zunächst aber Jazz Giant. Der Titel ist vielleicht etwas zu groß und zu programmatisch – auch wenn dieser Titel für Benny Carter wohl nicht ganz verkehrt ist. Benny Carter ist nicht nur ein toller Altsaxofonist, er spielt hier auch Trompete. Vor allem ist er aber ein toller Arrangeur und Komponist – hier mit zwei Eigenkompositionen und 5 Fremdkompostionen, die ich aber wohl noch nie irgendwo anders gehört habe. Mit Alt, Tenor und Posaune eine kleine Horn Section, dazu Piano, Gitarre, Bass und Drums. Ben Webster am Tenor erkenne ich gefühlt schon am Einatmen. Über einen der beiden Pianisten, Andre Previn, lese ich, dass er ursprünglich Andreas Ludwig Priwin hieß und 1938 aus Deutschland über Frankreich in die USA fliehen musste.
Volle und samtige Bläsersätze, lang gezogene melodische Passagen, schöner federnder Swing, mit Carter und Webster zwei individualistische Solisten, wobei aber auch die anderen gut zu Wort kommen.
Hätte man die Platte nach der Carter Komposition A Walking Thing benannt, hätte man damit die Latte nicht ganz so hoch gehängt und die Musik wäre nicht weniger großartig gewesen.
Ben Websters Solo ab ca. 1:25, Barney Kessel an der Gitarre ab 2:00, Frank Rosolino, Posaune ab 2:25 und Benny Carter selbst ab 3:45.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)