Antwort auf: Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

#12160503  | PERMALINK

friedrich

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Ben Webster & Harrry „Sweets“ Edison – Ben & Sweets (1962)

Ich habe dieses Album in einer Re-Issue von 1981 mit dem oben gezeigten Cover. Ursprünglich hieß das Album wohl mal „Ben Webster & Harrry „Sweets“ Edison Wanted To Do One Together“, was auch gleichzeitig der erste Satz der liner notes war und das Album sah so aus.

Was zeigt das Cover meiner Ausgabe eigentlich? Straßenansicht von Kansas City von einem Highway aus?

Ein Treffen zweier Veteranen der Swing-Ära, ein Tenor- und ein Trompetengigant, einer ex-Ellington, einer ex-Basie. Da könnte man eine Jamsession mit ein paar spektakulären Soli befürchten. Hier bekommt man aber stattdessen ein sorgfältig konzipiertes Album. Sehr schön ge-sequenztes Programm: Better Go ist ein uptempo Swinger mit Ben und Sweets, How Long Has This … eine Ballade mit nur Webster als Bläser, Kitty mid-tempo mit beiden, My Romance wieder nur Webster, Did You Call Her Today ein gelassener groover mit beiden und abschließend Embraceble You nur mit Sweets. Die up- und mid-tempo Stücke schön stramm gestrickt mit unisono Riffs von Ben und Sweets, die wie ein kleiner Bläsersatz klingen. Die Balladen hingegen viel lockerer gestrickt, so das Webster und Sweets die Melodie frei umspielen können.

Ben und Sweets bilden ein schönes kontrastreiches Paar an Sax und Trompete mit ihrer jeweils charakteristischen Stimme. Sweets durchgehend an der gestopften Trompete, klar und kristallin aber nicht aufdringlich. Ich hatte ja schon versucht, das Spiel von Ben Webster zu beschreiben. Von herb und zupackend, manchmal sogar ruppig, bis sanft und blütenzart. Hier dachte ich an einen Schauspieler, dessen Mimik in all ihren Nuancen in Musik abgebildet wird – aber man sieht dabei immer das gleiche Gesicht. „Als seien Musik und Körper von der selben Haut umhüllt.“ (Roland Barthes). Hank Jones (p), George Duvivier (b) und Clarence Johnson (dr) bilden eine im besten Sinne wie geschmiert swingende Grundlage. Ein gut gefedertes Fahrwerk mit dem man flott durch die Kurven kommt.

Die Kombination von Websters Sax und Sweets’ Trompete ist toll. Sicher ein Höhepunkt in der Diskografie der beiden.

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)