bullittDie Uhren drehen sich halt aber auch weiter. Klar, jetzt haben wir ewig mühsam gelernt, wie uncool Lack, Leder, Spandex, Gitarrensoli und Rockstarposen sind, dachten, die Regel sei nun für alle Ewigkeiten gültig, und schwupps, kommt eine 24-jährige Sophie Lloyd als Reinkarnation von Lita Ford daher und reist das mit dem Arsch alles wieder ein. Alles ist im Flow. Und schnell stellt sich die Frage, was ist jetzt eigentlich wirklich altbacken und piefig ist, Rockstarklischees oder die Vorstellung von in den 90er und Nullerjahren sozialisierten Ü50-jährigen von Rockstarklischees mit ihren verinnerlichten Bedenken bzgl. Rollenbildern? Und vielleicht sind die Stones mit dem Video ja eigentlich ganz weit vorne und anstatt ewiggestrig? Den Klickzahlen zufolge haben die Leute jedenfalls richtig Bock auf den Clip.
Sorry, aber ich bin musikalisch in den 70ern und 80ern sozialisiert. Und ich musste das auch nie „mühsam lernen“, dass diese Art Rock’n’Roll-Ikonographie langweilig und muffig ist, für mich war sie das immer schon, auch zu den Hochzeiten des 80s-Hairspray-Rock. Meine Vorstellung von Rock’n’Roll ist von Künstlern wie Elvis, Bowie, Queen, Blondie und Prince geprägt. Die Stones mochte ich immer schon, seit ich bewusst Musik höre. „Waiting On A Friend“ war 1981 einer meiner Lieblingssongs, als ich ansonsten Synth Pop und New Romantics gehört habe. Ich bin sicher nicht der Überfan und habe mich erst später näher mit ihnen beschäftigt, und ich kann bis heute keine wirkliche Leidenschaft für die Frage aufbringen, ob nun „LIB“ oder „Exile“ oder was auch immer das beste Album aller Zeiten ist, aber für mich sind ein Inbegriff des Rock’n’Roll jenseits der Spandex-Stereotypen.
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