Antwort auf: THE ROLLING STONES – Hackney Diamonds (20.10.2023)

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wahr

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bullitt

jackofhIch denke Rossi meint die plumpe Inszenierung des Ledergirls. Das ist schon eine sehr altbackene – gegen jede Irritation klassischer Rollenbilder im Rock’n’Roll abgesicherte – Interpretation von Erotik. Ästhetisch überraschungsarm, piefig und ziemlich langweilig – also so gesehen durchaus etwas für „Spießer“. Siehe auch seine detaillierten Ausführungen zu den starken Stones-Clips vor ein paar Seiten.

Die Uhren drehen sich halt aber auch weiter. Klar, jetzt haben wir ewig mühsam gelernt, wie uncool Lack, Leder, Spandex, Gitarrensoli und Rockstarposen sind, dachten, die Regel sei nun für alle Ewigkeiten gültig, und schwupps, kommt eine 24-jährige Sophie Lloyd als Reinkarnation von Lita Ford daher und reist das mit dem Arsch alles wieder ein. Alles ist im Flow. Und schnell stellt sich die Frage, was ist jetzt eigentlich wirklich altbacken und piefig ist, Rockstarklischees oder die Vorstellung von in den 90er und Nullerjahren sozialisierten Ü50-jährigen von Rockstarklischees mit ihren verinnerlichten Bedenken bzgl. Rollenbildern? Und vielleicht sind die Stones mit dem Video ja eigentlich ganz weit vorne und anstatt ewiggestrig? Den Klickzahlen zufolge haben die Leute jedenfalls richtig Bock auf den Clip.

Es sind die Stones. Sie hätten sich auch einfach ein paar Holzstühle schnappen können und im Garten die Lippen synchron zu „Angry“ bewegen müssen. Das Video wäre trotzdem durch die Decke gegangen. Rockstarklischees sind piefig und altbacken, besonders wenn sie im Luder-Stil breitgetreten werden. Und wie man sich solche Klischees bildlich vorzustellen hat, zeigt „Angry“ ja exemplarisch. Da muss man sich gar nicht mehr groß selbst was vorstellen. Schmeiß einfach ’n Model auf den Stones-Cabrio und lass sie ihre Softporno-Zunge rausholen. Wenn man’s Scheiße findet, kommt garantiert irgendein „Hehe“-Kommentar, der das gerade dann gut findet. Das war’s dann auch von mir zu „Angry“. Wir lesen uns Ende Oktober, wenn der Rest zu hören ist. Vielleicht fällt ja noch was Substanzielleres ab.

edit: Manchmal denke ich auch, Jagger glaubt, die Stones-Anhängerschaft braucht solche eingestreuten Sexismen. Dabei versuchen sich viele Fans wahrscheinlich einfach nur damit zu arrangieren bzw. es schönzudeuten – oder wie ich abzulehnen, wenn es allzu platt gerät. Er soll ja ein sehr freundlicher und umgänglicher Mensch sein, den sein Job als Rockstar nach eigenem Bekunden auch nicht ausfüllt. Er hätte sich auch vorstellen können, Lehrer zu werden. Ein ehrenwerter Beruf, der das Potenzial hat, das Publikum gehörig zu rocken. Von dieser Seite könnte er gerne mal etwas mehr in seine Stones-Figur übernehmen.

zuletzt geändert von wahr