Antwort auf: THE ROLLING STONES – Hackney Diamonds (20.10.2023)

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herr-rossi
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Ihr habt alle Unrecht! Ich auch.:) Nach einer Quersichtung der Stones-Videographie muss ich festhalten, dass es eine derartige Repräsentation der Klischee-„Rockerbraut“ im Stones-Katalog überhaupt noch nicht gegeben hat. Und nichts könnte weniger DNA der Stones sein als LA und der Sunset Boulevard. Wenn überhaupt ein Schauplatz erkennbar ist, dann waren die Stones immer New York.

Have You Seen Your Mother (1966, Peter Whitehead)

Der erste Stones-Clip überhaupt fängt den Geist der Ära ein und das Footage von der Foto-Session zum bekannten Drag-Foto wirkt keinesfalls veraltet. Das sind nicht Charley’s Tanten, das ist der Anfang des Infragestellens von Geschlechtergrenzen.

Jumpin‘ Jack Flash (1968, Michael Lindsay-Hogg)

Der erste Clip von Lindsay-Hogg, der bis 1981 fast alle Videos der Stones verantwortete. Und ja, das waren fast immer „Live im Studio“-Settings, aber hier eben doch raffiniert in Szene gesetzt. Schmeckt immer noch nach Gegenkultur, die Thomasgottschalkisierung des Rock’n’Roll lag noch in der Zukunft …

Waiting On A Friend (1981, Michael Lindsay-Hogg)

Der erste Clip der MTV-Ära lässt es ruhig angehen, aber das Bonding der alten Freunde in den Straßen und Bars von New York lässt einen nicht ungerührt.

Undercover Of The Night (1983, Julien Temple)

Zwei Jahre später mussten Videos dann schon aussehen wie Kino-Blockbuster. Die Stones machten keine halbe Sache und inszenierten einen Entführungs-Thriller. Keith erschießt den wehrlosen Mick von hinten, eine Kirche gerät in Mitleidenschaft. Trotz des Plot Twists am Schluss, dass es nur ein Film ist, den ein junges Pärchen schaut, bis überraschend die Eltern nach Hause kommen, fand MTV es zu brutal und zeigte den Clip nicht. Danach setzten die Stones dann wieder auf bewährte Performance-Clips bis …

Love Is Strong (1994, David Fincher)

… sie einen der ikonischen Clips der Mitt-90er lieferten – Dauerrotation. Sehr Calvin Klein, sehr Heroin Chic, sehr Supermodell-Ära und wiederum sehr New York. Ich finde ihn durchaus gut gealtert.

Anybody Seen My Baby (1997, Samuel Beyer)

Kennt natürlich auch jeder, aber ich war wirklich überrascht und begeistert beim Wiedersehen. Ganz toll inszeniert, großartige Bilder, Gesichter einer Stadt und die Stones selbst schonungslos in der Selbstdarstellung als sleazige, altgewordene Lebemänner in den Nachtclubs, auf den Straßen und in der U-Bahn von – selbstverständlich: New York.

Danach kam lange nicht viel Bemerkenswertes, den „Sympathy For The Devil“-Clip von 2003 fand ich damals schon entbehrlich.

Criss Cross (2020, Diana Kunst)

Ein spätes Highlight: Der erste von einer Frau inszenierte Clip der Stones ist wirklich tiptop. Ich gönne ja jedem den Spaß an der Normcore-Sexyness des „Angry“-Clips, aber das hier gibt mir deutlich mehr. Guindilla Ontanaya!

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