Antwort auf: THE ROLLING STONES – Hackney Diamonds (20.10.2023)

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nail75

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bullittNaja eben, zumindest in Sachen Videoclips werden die Stones immer besser. 🙂 Und das tolle an dem neuen Video ist ja auch, dass eben jene alten Clips, die ich auch größtenteils total furchtbar finde (war ja aber auch noch vor MTV), zitiert und auf der Zielgeraden der Band in einem neuen Kontext doch noch reüssieren können. Top.
1993 hätte ich das auch uninspiriert gefunden. 2023 mit 60-jhriger Bandgeschichte wieder unbeeindruckt mit stoischer Beharrlichkeit die selbst erschaffenen Klischees zu feiern, finde ich hingegen großartig, weil es eben wieder ganz unverhofft einen verschütteten „in your face“-Effekt freilegt und unangepasst den eigenen Mythos beschwört. Der einzig richtige Weg. Furchtbare Vorstellung hingegen, die Stones vom Zeitgeist „inspiriert“. Bin ja kein die hard-Stones-Fan, aber das kann doch weder musikalisch noch visuell irgendjemand wollen, oder?
Hehe, auch ne schöne Vorstellung, dass die 80jährigen Stones mit ihren 90jährigen Produktmanagern da sitzen und sich die geilen alten Böcke das so überlegen. Aber nee, diese Boomer-Erzählung ist doch durch. François Rousselet ist Jahrgang 1982 und verfolgte garantiert eher meinen Ansatz. Schön geil nostalgisch den Sunset Strip-Mythos beleben, den man als Kind so aufgeschnappt hat. Wie geht das besser, als mit einem Stones-Video. Und so klingt Rousselet auch bei Insta:
I reunited with @therollingstones for the bands ‘Angry’ music video starring Sydney Sweeney cruising down the Sunset Strip; the Rolling Stones’ first new music in 18 years.
Before the music video era, there was a rock billboard scene on Sunset Blvd. Circa 1967, a few independent minds in the music industry posted giant, temporary monuments to rock icons that said it all. Billboards. Larger than life. Hand-painted homages that would chronicle rock forever. And it goes without saying that the Rolling Stones had theirs.
These style of billboards have almost all disappeared today, giving way to screens. But the locations haven’t changed and my idea was to put the Stones back on the Strip performing ‘Angry’ through the decades.
I designed all 109 billboards inspired by the Stones’ visuals throughout their career and editor Dom Leung and I sifted through decades of archive footage until present day to showcase the dynamic performances of Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood and the late Charlie Watts.

Dass die Stones mit dem Video so durchstarten, ist mehr als respektabel, auch wenn ich das Video nur teilweise mag. Ich bin aber auch erleichtert, dass ích nicht der einzige bin, der die alten Clips nicht gut findet – und wenn ich von Musikvideos spreche, spreche ich von der MTV-Ära, als es möglich war, kreative Ideen auch technisch umzusetzen. Vorher hat man eben Bands beim Performen aufgenommen, das Video von JJF u.a. ist eben genau das. Nur haben die Stones sich eigentlich nie weiterentwickelt. Und vieles von den alten Clips ist sauschlecht gealtert (ganz besonders „Love is strong“). Das lag zugegeben aber auch daran, dass die Band zu geizig war, um Geld in die Hand zu nehmen. Das Gegenteil davon ist Queen, bei denen die 80er-Videos oftmals besser waren als die Musik. Aber dafür kann man sich das Zeug auch heute noch ansehen, ohne Augenkrebs zu bekommen.

Aber du hast mich missverstanden: Ich will gar nicht, dass die Stones sich vom ZEITGEIST inspirieren lassen, sondern dass sie sich VON IRGENDETWAS inspirieren lassen. Das fehlt mir nämlich. Aber das, was du beschreibst, will ich auch nicht. Das macht Madonna.

Ich finde den Ansatz mit dem eigenen Mythos ja gut, die Billboard-Idee funktioniert ja auch und darüber hat sich Rousselet ja offensichtlich auch Gedanken gemacht. Bei der Frau und dem Auto und vor allem bei den Eindrücken aus L.A. hat er halt die billigen Versatzstücke genommen bzw. ist den einfachen Weg gegangen. Vielleicht war nach den 109 (!) Billboards kein Geld mehr da.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.