Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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Da bin ich weiterhin dran … einer der Gründe, warum Klassik mich als Kind noch gross interessierte – neben den seltsam rituellen Konzertbesuchen („schön“ anziehen, stillsitzen), die meine Eltern mit uns hie und da machten (es gab eine – soweit ich das in dumpfer Erinnerung und mit Halbwissen – sagen kann, durchaus ordentliche Konzerteihe, geblieben ist mir nur sehr wenig, besonders ein Duo von Pierre Favre – die ganze Bühne voll mit riesigen Gongs und dutzenden Instrumenten – und einem hypervirtuosen Markus Stockhausen an unterschiedlichen Trompeten … irgendwann später, als Teenager, wo wir nicht mehr mit mussten/durften sprang ich für meinen Vater ein, hörte ein Rezital von Leonskaja, und noch später – schon in den frühen Nullern – dann mal die Hagens mit einem Klarinettisten, auf dessen Namen ich gerade nicht mehr komme, und dem Quintett von Mozart) … so Klammer zu, der erste halbe Satz geht weiter: … waren die biederen Albumcover, von denen ich zuhause auch einige sah. Diese Pastoralszenen … die mag ich bis heute in Museen nur sehr bedingt anschauen, das sind dann die Räume, durch die ich meistens recht zügig hindurchschlendere. Im Fall der ersten Scarlatti-Platte (1979 eingespielt) von Zacharias stammt das Gemälde auf dem Cover von Frederick De Moucheron (1633-1686), bei Discogs steht, er sei ein „Dutch Golden Age landscape painter“ gewesen.

Bei der zweiten Platte (1981 eingespielt) machte sich niemand die Mühe, den Mahler bei Discogs reinzuschreien, unten links auf dem Rückcover kann man knapp was lesen (Zeilen 1-4 sind klar, Produzent Gerd Berg, Evang. Kirche Seon (Schweiz), Tonmeister Johann-Nikolaus Matthes“ – das steht auch im Booklet der CD-Box; Zeile 5 wäre wohl die Angabe zum Bild, kann ich aber ausgerechnet nicht lesen, Zeile 6 ist dann wohl „Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin“).

Platte Nr. 3 wurde dann im Oktober 1984 am selben Ort wie die zwei Vorgänger aufgenommen, hier hat bei Discogs wieder wer was getippt zum Gemälde auf der Hülle: „Cover Front: ‚Hirten mit Herde am Flussufer‘ (Ferdinand Kobell), Bayrische Staatsgemäldesammlung, München“.

Aber interessanter ist ja, klar, die Musik. Die hat eine grosse Breite zwischen unglaublich zart und überaus zupackend. Vielleicht verwischt er da und dort eine Spur zu sehr (ich wünschte mit da augenblicklich Scarlatti von Glenn Gould – das wäre was!), aber er bleibt dabei im Untergrund rhythmisch enorm präzise, sehr klar. Unbedingte Empfehlung, würde ich sagen!

Voyageur errant entre deux mondes, non seulement géographiquement, mais aussi dans l’histoire de son temps, il réunit le baroque passé au classique futur. C’est peut-être cette tête de Janus, ce double aspect, qui donne à sa musique son caractère singulier, cette rigeur impitoyable. (Zacharias über Scarlatti)

Ich hab mein Glück da mal wieder bei Medimops via a.de gesucht und für 15€ inkl. Versand ein praktisch perfektes Exemplar gekriegt – das dürfte auch etwa der damalige Neupreis gewesen sein, EMI France, 2010 … von diesen weissen Boxen mit rotem Rand hatte ich ein paar andere, es gab dann auch noch welche mit blauem Rand, einzelne habe ich davon noch – einzig schade ist, dass der fast fünfseitige Text von Zacharias halt nur in frz. Übersetzung im kleinen Booklet steht,

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