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Guten Morgen – die Brahms-Quartette haben die Zimmermanns (no relation, nehme ich an?) und Zacharias nicht für Warner eingespielt, aber in der neuen Box von Frank Peter Zimmermanns Aufnahmen für das Label finden sich die wunderbaren Quartette von Mozart. Da habe ich neulich nach meinen Kommentar die Badura-Skoda/Festetics-CD wieder hervorgelegt, aber jetzt höre ich erstmal diese mir noch unbekannte Einspielung und erfreue mich daran – denn Zacharias ist ja eh ein hervorragender Mozart-Spieler.
Die Frage, was wir von Musik wollen, erwarten, weswegen wir sie hören … meine Gedanken schweiften von Brahms zu Gottschalk (bei dem ich grad immer wieder bin) und Chopin, der ja auch schon genannt worden ist, und dann auch zu Mozart – und weder beim französischen Polen noch beim vulgären Salzburger stellt sich mir diese Frage je. Bei Mozart am allerwenigsten, denn die Grundtönung seiner Musik spricht einfach zu mir, praktisch immer, in der Claviermusik sowieso, egal ob sie konzertflügelsublimiert daherkommt (die Zartheit, die aus der gezähmten Wucht des Kolosses entstehen kann, ist ja schon grossartig) oder rumpelnd auf einem historischen Instrument mit Janitscharenzug … da ist eine Substanz, die immer zumindest irgendwie durchschimmert (okay, es gibt sicher Leute, die das alles töten können, aber denen wollen wir nicht lauschen, oder? Und ich meine jetzt nicht Peter Serkin mit seiner für meine Ohren sehr faszinierenden, zerdehnten Version des Adagios KV 511).
Was Gottschalk angeht übrigens: klar hat Peter Martin den Vorteil, dass die Aufnahmetechnik nochmal ein paar Schritte gemacht, dass Eugene List nicht für ein in Sachen Hi-Fi-Technik bestaufgestelltes Label aufnahm … aber die Unterschiede dünken mich frappant. Bei List kommt der Charakter der Stücke Gottschalks für meine Ohren nicht wirklich zum Vorschein – er spielt die Stücke halt irgendwie durch, aber die Präzision und Farbigkeit von Martin fehlen bei ihm fast völlig. Und die Präzision, das erklärt wer im Booklet zur Box von Martin (nicht er selbst, glaube ich), ist bei diesen technisch anscheinend oft sehr fordernden Stücken, eben eminent wichtig, weil sie es erst möglich macht, dass die in der Musik verborgenen Rhythmen so richtig zum Vorschein kommen. Und das irre dabei ist dann, dass Martins Spiel gerade deswegen wohl auch irgendwie freier wirkt, im Vergleich mit List fast schon befreit. Bei Ivan Davis habe ich übrigens keine solchen Vorbehalte – sein Gottschalk-Album bleibt daher wohl eine gute Station, um sich anzunähren (wobei die Martin-CDs nicht chronologisch gegliedert sind und jede ein paar der – vergleichsweise – populären Stücke bietet, man kann sich auch da einfach eine herauspicken, wenn’s nicht gleich das Achterpaket sein soll, denke ich). Was aber gestern Abend noch zweimal lief, ist „La Nuit des tropiques“, die zweisätzige erste Symphonie (das war gestern eine erste Begegnung, Nr. 2 („A Montevideo“) ist auf dem Musical Concepts 3-CD-Set auch dabei (Wiener Symphoniker/Igor Buketoff, datieren konnte ich diese leider ebensowenig wie die zwei ebenfalls im Set zu findenden Orchesterstücke mit den Berliner Symphonikern/Sammuel Adler).
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@ soulpope: Danke für den Hinweis oben übrigens – gestern in meine wuchernde „Watch Later“-Liste gepackt.
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