Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

#12124239  | PERMALINK

Anonym
Inaktiv

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Guten Abend – in dieser abstoßenden Zeit.

(Es streicht die Faeser Mittel in erheblichem Umfang für die bpb, unfassbar. Das Kabinett entflügelt sich dazu, die Erde zu umrunden, in zehn Minuten. Hoffentlich verschwindet sie, Faeser, nach Hessen; ach was, der Nachschub im selben Sinn würde folgen. Und der grinsende Kanzler findet alles zum Grinsen, obwohl er gar nicht grinsen kann. Und dann gehen die fürchterlichen Leute eben nach Fürchterland, zu den Kahlbraunen im Hirn, im Herz und den sonstigen Körpergegenden. (Vor allem die Faust ist nicht zu unterschätzen, auch noch überzeugt. Dieses Idiotenvolk der Dichter und Denker, wer hat diesen Schwachsinnssongrefrain in die Welt gebracht?, die meisten Dichter und Denker waren nicht sesshaft, sind geflohen, interessiert es einfach nicht, was geschieht, sie begrüßen es. Gibt es das? Strukturelle Dummheit? Ach ja, das ist ja, frei nach Porphyrios, auf den ich heute besonders gut anzusprechen bin, der Oberbegriff zu allen anderen Ausgrenzungen.)

Pardon für die Klammer, ich könnte sie heute auf zehn Seiten ausdehnen.

Aber:

@yaiza Herzlichen, lieben Dank für all die Infos zu Schulhoff. Ich stehe selbst vor mir und tippe mich an, mit den nicht gesprochenen Worten (nicht gesprochen, dafür blinken sie dann sprachlos aus dem Spiegel: „Herrschaftszeiten, kannst du dich mal mehr kümmern?“) – Aber die Musik, jetzt endlich. Das sind überall gute Hinweise und auch Erinnerungen, z. B. an das Vogler Quartett. Ich musste das vorhin nachsehen, ich hatte im Kopf, dass es eine Umbesetzung gab. Der Wiki-Eintrag verzeichnet nichts, aber mir viel der Vorname doch noch ein des damaligen Cellisten: Jan Vogler. In den frühen 90ern habe ich sie im Radio gehört, und ich bin da ziemlich sicher. Aber auch im Artikel zu Jan Vogler wird da nichts gesagt. Also, entweder irre ich mich doch, oder da stimmt etwas nicht im Staate. Wie es so ist, ich habe nur einen Radiomitschnitt von damals, mich nicht weiter um sie gekümmert, obwohl ich sie anziehend fand, sehr. Und wie es so ist, manchmal geht man dahin, dann dorthin, warum, weiß man nicht wirklich. Aber jedenfalls und sehr gemeinsam mit dem Petersen Quartett ist’s in meinem Kopf notiert für Schulhoff. Und auch lieben Dank für den Link auf  Skribe – da steht zwar nichts von Schulhoff, aber der erste oder der zweite Hindemith dürfte dann Schulhoff sein. Schulhoff – so endet ein Leben, wenn diese unbändige Offenheit (Vertonung des „Kommunistischen Manifests“ und die Liebknecht-Arbeit, dann Jazz, dann wieder ab oder hinauf ins Streichquartett, in die Symphonien und all das, auf martialischen Geschlossenheitssinn (sie,nicht Schulhoff, halten das leider auch für Offenheit, es ist ein Christenkreuz; „Schicksalsgemeinschaft“! – oh waga usw.) trifft. Er stirbt, vor allem wird er weggebracht.

Nein, die Linke hat sich immer schon sofort und sogleich selbst zerstört. (Ich werde jetzt nicht das dicke Schwarzbuch des Kommunismus usw. Gibt es eigentlich auch ein Schwarzbuch der anderen, des Christentums und seiner letzten Raupeninkarnation, F. Merz und Mdoofsöder? Et Bibel? Ach ja doch, sie fliegen ja wie Schmetterlinge, nur gar nicht schön und klug, nur clever Schiet. Arme gute, alte Schmetterlinge, als es Euch noch gab. Das, die Selbsteruption, war am Anfang des letzten Jahrhunderts nicht anders als heute, damals war es bedrohlicher. Das kommt noch, denn es ist bereits wieder bedrohlich. Mit der Menschheit ist es nicht weit her, ein Trauerspiel im Ganzen, eine Komödie im Einzelnen. Oder umgekehrt? Aber hej, jetzt soll es wieder so sein wie früher. Das hört sich alles nach off-topic an, ist es aber nicht, glaube ich. Daher ja, deswegen mein Dank für Deine Worte zu Schulhoff.

@gypsy-tail-wind

Löcke mich nicht … Deine Worte zu Gitlis lese ich, aber ja. Und die Box lockt mich natürlich! Gitlis? Es gibt die Tausend-und-eine-Nacht-Geschichten vom „Dienen“ für den Komponisten (extrem: Claudio Arrau, das geht auch, er musste das so wohl machen), Gitlis guckt hin, hat Laune, denkt sich ziemlich viel dabei, aber: Die Musik ist nicht wichtiger als das Leben. Musik, Literatur, Skulptur, Aerobic, Basketball, Sport, neuerdings AI – alles nur Zutaten. Da ich, Gitlis, zufällig Geige spielen kann, lebe ich auf diese Weise. Aber kommt mir nicht mit alten Kamellen, wie die Geige zu spielen sei. Wie sagte er über Heifetz, ihn in die Kamera grüßend: Du spielst so gut, aber bist einsam. Ist das der Weg? Jasha? (Wirklich frei aus der Erinnerung über Heifetz, der Quark davor ist von mir, irgendein YTDing gibt’s zu Heifetz.)

Hier beim Schreiben:

Ich weiß nicht, wie ich dazu etwas sagen kann. Mit Baker und Barbirolli im Kopf. So kann ich nur notieren: Das Orchester, ergo Bernstein, schleppt. Ist immer zu spät oder vorbei oder zu früh. Und in den drängendsten Momenten irgendwo anders. Bei Mahler, à mon avis, muss man sehr genau, regelrecht kalkulieren, wann man aufschwingt zu Ausbrüchen. Bernstein lässt sich und die anderen immerzu verleiten dahin: dass das jetzt wichtig sei. Ja. Aber, was wichtig ist, kommt nebenbei herbei, wenn es gut ist. Das ist es hier für mich nicht. Und irgendwann singt Janet Baker, als seien wir im Naturtheater von Oklahoma von Kafka. Laut und schallend. Da stimmt etwas nicht. Am meisten das Orchester und der Dirigent nicht. – Im Fragment zur X. gibt es genau eine Stelle, die allerdings kaum ein anderer so herausgeschrien hat mit dem Orchester wie Bernstein. Habent sua fata.

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