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Das Viotti-Konzert finde ich gerade ziemlich umwerfend … nach dem Klavierfex also der Geigenvirtuosodarsteller – der schon einer ist, aber eben nicht nur, und wohl grad drum mit seinem Schrammelspiel diese leichtgewichtigen Virtuosenstücke (auch Paganini) so super rüberbringen kann wie kaum wer anderes. Das alles stammt vom selben Konzert und als kurze Zugabe nach 70 Minuten Violinkonzerten gibt es noch eine kurze Improvisation über einen japanisches Lied („Song of the Seashore“ bzw. in der Umschreibung „Hamabe no uta“ von Tamezou Narita). Ein faszinierender Mann, dieser Gitlis … und die Box, das kann ich bei CD 5 von insgesamt neun wohl inzwischen festhalten, eine echt gute Auswahl – trotz Doppelungen und obwohl sie wie „einfach ein paar Live-Mitschnitte zusammengewürfelt“ wirken mag (CD 9 enthält allerdings frühe Studio-Aufnahmen): mich dünkt schon, dass da Leute am Werk waren, die wissen, was sie tun.
Ganz hinten im 36seitigen Booklet gibt es ein Foto von Gitlis mit Emilio Pessina, der die Box produziert, die Aufnahmen restauriert und gemastert hat und auch die Auswahl getroffen hat. Wie er an die vielen „Original Masters“ kam ist bei den frühen Aufnahmen nicht so klar (nur recht wenige stammen effektiv von Radio-Mitschnitten, die meisten kommen wohl aus den Radio-Archiven bzw. von Musiker*innen, die sie zur Verfügung gestellt haben), bei den späteren, ab CD 6 (2000 – CD 5 ist von 1995), steht jeweils, wer so freundlich war: das Australian Chamber Orchestra bzw. Polina Leschenko (CD 6), Ana-Maria Vera bzw. Steven Isserlis/Nelson Goerner (CD 7), Martha Argerich bzw. Akane Sakai bzw. Cyrille Barbessol (CD 8) – das sind einfach die jeweiligen Begleiter*innen und ich nehme daher an, dass die Veröffentlichung mit ihnen mindestens irgendwie abgesprochen ist (CD 8 stammt, wie man den Namen schon ablesen kann, wie auch Brahms‘ Op. 108 mit Leschenko, vom Argerich Projekt in Lugano).
Neben den Infos und einigen Fotos gibt es dann eine dreiseitige Vita (auch von Pessina) und danach auch eine dreizehn Seiten umfassende „complete discography“, sortiert nach Komponist und Werk. Dort wird auch klar, dass diese 9-CD-Box so einiges enthält, was es anderswo von Gitlis noch gar nicht gab, z.B. das Beethoven-Konzert aus Japan, das ich gerade höre, aber auch Lalos Symphonie espagnole, die Konzerte von Nielsen und Viotti, die Sonate KV 301 mit Argerich, die Sonate von R. Strauss (mit Vera) und einiges mehr.
Dicke Empfehlung – gerade in die Stadt mit der Elefantenschwebebahn, die sicher längst hellhörig wurde
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