Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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Ha, die liegt auch auf dem kleinen Stapel, den ich schon vor einer knappen Woche bereit gelegt hatte … die Kalkbrenner-Konzerte hörte ich ja, danach war aber Stenhammar 1 mit Rozhdestvensky (aus Stockholm mit einem schwedischen Solisten, aber halt doch enorm viel wuchtiger als die Järvi-Interpretation, dünkt mich) erstmal zuviel, um weiterzumachen … bin dann wieder rüber zu Neuhaus und zwischendurch zu Moravec.

Die Bühnenmusik (22 Minuten, das zweite Klavierkonzert dauert eine halbe Stunde, obwohl es wie das erst auch vor dem langsamen Satz einen zusätzlichen leichteren einstreut, hier „Scherzo“ betitelt, in Nr. 1 „Vivacissimo“) aus „Chitra“ ist gerade sehr passend zum skandinavischen und leitet wohl wirklich gut zu Sibelius über … das ist Musik, die oft aus dem Nichts auftaucht und in manchen Momenten schon Pärt vorwegzunehmen scheint – finde ich gerade sehr faszinierend:

Die Streichquartette-Box auf BIS habe ich gerade auch gekauft, aber das ist ja ein Format, bei dem ich noch recht zurückhaltend mit Hören bin … (in der Box sind die drei einzelnen CDs inkl. alle drei separaten Booklets drin :good: )

Bei Gottschalk war ich die letzten Tage auch wieder:

Und damit bin ich in der Hälfte der Box angelangt, deren Booklet ich auch zu lesen angefangen habe – die Nähe zu Bolcom, die ich hörte, war denn auch kein Zufall, denn Gottschalk war wohl der erste (er lebte als Kind in New Orleans, wurde dann in Paris und anderswo klassisch ausgebildet, und trat dort auch als Kind schon auf, reiste später u.a. durch Lateinamerika, war als Pianist erfolgreich – auch bei den Frauen, weswegen er z.B. mal Hals über Kopf aus Kalifornien abreisen musste, um letzteren nicht zu verlieren), der mit Rhythmen arbeitete, wie sie danach erst bei Scott Joplin wieder auftauchten. Dass er kein grosser Komponist war: gekauft. Sein Werk besteht aus Dutzenden Klaviermininaturen (so fünf bis zehn Minuten in der Regel), er hat sich hie und da auch an grössere Formen gewagt (sogar eine Oper, auf dem „Gottschalk Festival“ auf Musical Concepts, das ich erwähnte, sind ja einige Orchesterwerke dabei, Aufnahmen für Vanguard und Vox aus den Sechzigern und wohl Siebzigern, wie so oft gibt es nur wenige Infos und ich konnte für einiges keine Aufnahmedaten finden). Der junge Gottschalk wurde also in Paris von Liszt und anderen bewundert, als der neue Chopin oder so ähnlich gehandelt (auch von diesem selbst, anscheinend) … dass diese Musik live beeindrucken kann – sie ist bei aller Gefälligkeit oft äusserst virtuos und erfordert eben zugleich eine enorm präzise Technik aber auch einen Gestaltungswillen und Einfühlungsvermögen, sonst „schwingt“ das Zeug einfach nicht. Martin spielt das wie ich finde enorm gekonnt – es klingt stets alles super leicht, auch wenn auch einem Laien wie mir ob mancher Passagen das Kinn runterfällt. Und die Cover von Henri Rousseau sind kongenial für diese Musik, ohne dass ich das wirklich erklären könnte (bin gar nicht so ein Fan vom Hyperion-Design, aber hier für einmal voll dabei).

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