Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert

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herr-rossi
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Eigentlich gibt es für die Formatediskussion einen eigenen Thread …

jesseblueIch hab mir mal die Mühe gemacht herauszufinden, welche Acts auf Spotify aktuell die meisten monatlichen HörerInnen haben. Die Top20 sieht wiefolgt aus:

01. The Weeknd (106,8 Mio. monatliche HörerInnen)
02. Taylor Swift (98,2)
03. Ed Sheeran (80,5)
04. Bad Bunny (76,3)
05. Rihanna (75)
06. David Guetta (73,8)
07. Miley Cyrus (73,6)
08. Justin Bieber (72,4)
09. Drake (71)
10. Shakira (70,1)
11. Dua Lipa (69,7)
12. Blabla
13. Ariana Grande (67,4)
14. Calvin Harris (65)
15. Eminem (64)
16. Harry Styles (64)
17. Post Malone (62,9)
18. Bruno Mars(62,5)
19. SZA (60,3)
20. Metro Boomin (60,1)
No.12 konnte ich nicht ausfindig machen. 12 der 19 Acts sind männlich, das macht ungefähr 63 Prozent. Doch erstaunlich, da ich Rossis Worte, dass aktueller Pop von Frauen definiert sei, für bare Münze nahm.

(Hatte die Woche über keine Zeit, zu reagieren, jetzt eigentlich auch nicht, aber egal …)

Dass Du irgendwas von mir für bare Münze nimmst, ist mir neu.:) Wie immer sprichst Du von Mainstream, ich aber von POP (im Sinne von: Popkultur), und das sind bei Überschneidungen zwei verschiedene Dinge, sonst bräuchte man auch nicht zwei verschiedene Begriffe. Aktueller Pop als Kunstform wird von Leuten wie beispielsweise Caroline Polachek, Raye, Rina Sawayama und Japanese Breakfast definiert, die zwar erfolgreich sind, aber nicht mal annähernd solche Streamingzahlen erreichen. Mir fallen nicht so furchtbar viele Männer ein, deren Namen man in einem Atemzug nennen müsste. Wenn ich in meine Deezer-Albumliste für dieses Jahr schaue, sehe ich gerade mal Labrinth …

Diese Liste der Spotify-Elefanten spiegelt (trotz achtbarer Einzelnotierungen wie der von SZA) aktuelle, virulente Popkultur ebensowenig wie etwa eine US-Billboard Top 40 von 1980. Sie wird dominiert von Acts, deren popkulturell relevante Phase z.T. schon lange zurückliegt, etwa Eminem und Shakira, die schon seit etlichen Jahren keine neue Alben veröffentlicht haben (Rihanna und Bruno Mars) oder deren aktueller popkultureller „Marktwert“ niedrig ist, die künstlerisch ausgebrannt wirken und die wahrscheinlich zukünftige „Has Beens“ sind (z. B. Post Malone, Drake).

Abel und Taylor sind natürlich unangreifbare Institutionen, man kann sich Pop ohne die beiden eigentlich nicht mehr vorstellen.

Ed Sheeran war lange Jahr der zuverlässige Lieferant für omnipräsentes Hörfutter, für das sich aber irgendwie nie jemand wirklich begeistert hat. Dass sich niemand [1] für ihn als Künstler interessiert, zeigt ja das Fiasko seines aktuellen Albums „Subtract (-)“, auf dem er mit Hilfe von Aaron Dessner im Swift-Style den Sprung ins Singer-/Songwriter-Charakterfach schaffen wollte. Nach nur einem Vierteljahr dümpelt das Album in den unteren Regionen der Charts und einen unentrinnbaren Ed Sheeran-Hit hat es nicht abgeworfen.

[1] Also nicht wörtlich „niemand“, denn auch Eddie hat eine echte Fanbase, man nimmt die nur nicht wahr. Über ein neuees Ed Sheeran-Album wird online beispielsweise nie so leidenschaftlich diskutiert wie etwa über neue Alben von Taylor oder The Weeknd, und wenn junge Leute auf YT ihre Plattensammlungen präsentieren, ist Ed wirklich nie dabei. Und es gibt heute keinen Vorbehalt mehr, auch Mainstream-Alben zu zeigen und sich etwa als „Swiftie“ zu „outen“.

Justin Bieber fällt wohl bis auf Weiteres aus gesundheitlichen Gründen aus, aber er war immer eher ein „Phänomen“ als jemand, der musikalisch etwas zu sagen hatte. In der „Purpose“-Ära sah es mal für einen Moment anders aus, aber dann stürzte er wieder ab in die Ed Sheeran-Beliebigkeit.

Bin kein Fan, aber Bad Bunny ist zweifellos der Mann der Stunde, was Charts & Influence angeht. Harry Styles ist inzwischen so etwas wie die männliche Taylor, der weiße Popstar, auf den sich „alle“ einigen können, insbesondere als Live Act. Wie Metro Boomin‘ in diese Top 20 kommt, keine Ahnung, ist es der aktuelle Spiderman-Soundtrack? Das ist ein Trap-Produzent, der gar nicht so viele Veröffentlichungen unter eigenem Namen hat. Schulterzucken meinerseits.:)

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