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soulpope
zoji Lange nicht mehr so berührt gewesen, vom Tod einer Künstlerin, obwohl sie nur in einem kleinen Zeitfenster ihrer Karriere für mich persönlich wirklich wichtig war. Vieles geht mir zu ihr durch den Kopf, aber am Ende dieses Tages keine Lust mehr auf lange Texte. Daher nur ihre beiden hier zusammengefassten Blues-Alben Outta Season und The Hunter.
Hörte gestern viel Radio 📻 und daher einige anlassbezogene Sendungen …. dabei interessant dass die bluesgetränkten Aufnahmen komplett aussen vor gelassen wurden …. auch die sonstig wesentlichen Tracks 1965 bis 1973 – als wären diese wegen Ike Turner stigmatisiert – waren in der Minderzahl …. ergo der Schwerpunkt bei den Veröffentlichung ab den mitt80ern lag, welche auf Basis komplett austauschbarer Soundtracks auch die Grenzen ihrer Stimme deutlich aufzeigen …. aber es gilt „the show must go on“ und eine kritische Auseinandersetzung – welche die Errungengeschaften ihrer Karriere trotzdem dargelegt hätte – war offenbar nicht opportun …. denn es sollen Stars gefeiert werden und die (Musik)geschichte bleibt am Rücksitz …. Tina Turner R.I.P ….
Abgesehen von Situationen als Beifahrer habe ich, glaube ich, seit über 30 Jahren kein Radio gehört und keine Ahnung, wie dort auf ein solches Ereignis reagiert wird. Das die sich i.d.Z. nicht unbedingt noch einmal mit Bluesaufnahmen beschäftigen, die wohl schon zu ihrer Zeit für wenig Aufmerksamkeit sorgten, finde ich aber nachvollziehbar.
Wie groß ihr Einfluss damals war kann ich gar nicht wirklich einschätzen. Mir fiel aber früher beim stöbern immer auf, dass ich selten über Original-Alben von ihnen stolperte, sie sind wohl keine Künstler mit heute noch hochgehandelten Klassiker-Alben. Tatsächlich gibt es wohl auch keinen anderen Act, bei dem mein eigener Bestand sich so sonderbar darstellt. Das was bei mir Original-Alben noch am nächsten kommt ist tatsächlich der Blues-Twofer. Dafür habe ich ungefähr ein Dutzend Compis, die schwerpunktmäßig eher die zweite Hälfte ihrer gemeinsamen Zeit covern. Da ich nicht so der Soulbrother bin wird es für mich erst dort richtig interessant, wo sich zunehmend Rock- und Funk-Elemente einschleichen. Man könnte meinen, dass ich dann alles aus dieser Zeit doppelt und dreifach habe, ist aber gar nicht so, weil da, wie in der Archive Series, auch viel zuvor unveröffentlichtes, Demos, Alt Takes u.ä. enthalten ist. Das hat sich bei mir auch deshalb so entwickelt, weil ich nie gezielt nach ihnen gesucht habe, aber immer mal wieder auf etwas günstiges stieß, was ich beim reinhören dann doch ziemlich gut fand und noch nicht hatte. Das spiegelt aber auch wieder, dass ich zwar vieles aus diesem Zeitraum schon sehr mag, aber eben nur so selten absolut Spitzenklasse finde, dass ich mich doch einmal um originäre Alben bemüht hätte.
Aus den grauen Jahren unmittelbar nach Ike kenne ich tatsächlich überhaupt nichts. Aus ihrer Zeit als Superstar dann nur die Hits, die für mich nie einen Anreiz lieferten, mich auch einmal den Alben zu widmen. Das hat aber nichts mit ihrer Stimme zu tun, ihren Gesang finde ich jederzeit super. Mein Verhältnis zu 80er-Sounds ist speziell, und dem unterliegt auch Tina Turner. Zwar steht das heute in einem anderen Licht da, ich habe meinen Frieden damit gemacht, und ausgerechnet die damals verhasste Klangästhetik löst bei mir aus verschiedenen Gründen viel stärkeres Sentiment aus, als die Musik, die ich aktiv gehört habe und die mich durchgehend begleitet hat, aber Liebe ist daraus auch nicht mehr geworden. Aber auch hier hob sie sich für mich schon damals heraus, so fiel es mir z.B. leicht, sie nicht nur viel mehr zu respektieren und akzeptieren, als andere Wetten-Dass-Maskottchen wie etwa Phil Collins oder Joe Cocker, sondern sogar zu bewundern.
Wirklich aufgehorcht habe ich kurz doch noch einmal bei den kleineren Hits Undercover Agent For The Blues und Steamy Windows, ohne mir deren Herkunft bewusst zu sein, das fand ich wirklich gut. Aber auch die wurden wenig später von Tony Joe Whites eigenen, swamperigen Interpretationen in den Schatten gestellt. Seit irgendwann in den 90ern ist sie dann, wenigstens musikalisch, praktisch komplett aus meiner Wahrnehmung verschwunden.
Erstbegegnung übrigens Anfang der 80er, als Nutbush City Limits als einer der ersten Songs in meine recht geschlossene Hard ´nHeavy ´n
Punk-Welt einbrach, das ich auch danach auf dem Dancefloor nie verpasst habe.
Alles in allem schätze ich sie also schon sehr, bin aber fern davon ein Riesenfan zu sein. Aber was auch für mich immer spürbar war, ist, dass in ihrer Person, ihrer Geschichte so viele Dinge zusammen kamen, die ihre Legende über ihre musikalischen Meriten herausheben – und das mit Recht. Oder eben vereinfacht: Was für eine Frau, was für ein Leben! Und deshalb ging mir ihr eigentlich ja nicht einmal unerwarteter Tod schon selten nah.
Vor zwei, drei Monaten hatte ich übrigens eine 14-jährige Praktikantin, die vor ein paar Jahren hier im Musical in Hamburg eine Zeit lang Tina Turner als Kind verkörperte und eben u.a. Nutbush City Limits vor einem Riesenpublikum zum besten gab. Leider konnte ich sie nicht zu einer Kostprobe verleiten.
zuletzt geändert von zoji--
Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)