Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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#12070015  | PERMALINK

stormy-monday
Natural Sinner

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zoji

Hat sich das eher zufällig ergeben, oder bist Du bewusst auf musikalischen Spuren gereist?

Das könnte jetzt etwas länger werden…

Dass ich den Watermelon Slim getroffen habe, war natürlich Zufall. Aber das mit der musikalischen Spurensuche war schon irgendwie geplant.

Also, im Mai 2017 bin ich mit 3 Kollegen aus Köln und meiner damals schon Ex nach New Orleans geflogen und wir haben uns bei einem lokalen Vermieter Mopeds geliehen. Schon in NOLA war das natürlich fantastisch, die Stadt hat schon ein Alleinstellungsmerkmal, was die Musik angeht. Los ging es am 3. Tag Richtung Memphis, aber schnell war klar, die Kölner wollen „Meilen fressen“ während ich eher langsam unterwegs bin und die bereiste Gegend erforsche. Obwohl ich der war in der Gruppe, der die Karten im Kopf hatte, wurde ich schon auf dem Freeway nach Baton Rouge schnöde überholt, persönlich wäre ich eh nie auf den Freeway gefahren, der Highway 61 bis Baton Rouge ist viel schöner. Egal, der neue Road Captain fuhr bei Baton Rouge schon mal falsch über die Mississippi- Brücke 200 Kilometer Richtung Texas, statt nach Norden dem Ol‘ Man River Richtung Memphis zu folgen. Meine arme Ex auf Highspeed im Schlepptau. Die haben einfach nicht auf mich gewartet…Wir haben uns dann wieder an einer Tanke in Vicksburg am grossen Fluss getroffen, wo meine Ex die Nachricht von ihrer sterbenden Mutter erhielt. Wir beide also zurück nach NOLA, ganz gemütlich, wo wir noch 3 schöne Tage hatten bis zu ihrem Heimflug, voller Musik und Sumpftour und Friedhöfen und „aktiven“ Voodoo- Altären.

Und dann war ich allein, in meinem gemütlichen 45 Miles- Modus. Die Kölner haben ja den Spruch geprägt : Du wirst nie geblitzt, Du wirst gemalt“ ;) Das Forumsmitglied Joshua Tree hatte mir einen Tipp gegeben, ab Natchez am Mississippi auf den Natchez Trace Parkway zu gehen, der über 700 Kilometer lang nach Nashville führt. Grossartig. 2- spurig, tolle Landschaft, null Verkehr. Null. Und da liegt Tupelo nah dran, klar musste ich da raus und das winzige Elvis- Geburtshaus anschauen. Um dann weiter zu bummeln zu den Muscle Shoals Studios in Sheffield, Alabama und die Jack Daniels Destille in Lynchburg, TN. Muscle Shoals war sehr interessant, da wurde unheimlich viel Soul und Blues und Rock aufgenommen, wer analog heute noch aufnehmen mag, kann das da immer noch. Zurück auf dem Natchez Parkway dann hoch bis Nashville. Barhopping da, jeden Abend sind die Läden voll bei Countrymusic. Ein paar Museen (Johnny Cash!) angeschaut, leider war im Ryman Auditorium (Grand Ole Opry) kein Konzert in diesen Tagen. Weiter ging es nach Memphis über Landstrassen, Graceland, Sun Record Studios. Barhopping. Und dann wieder Richtung Süden, am Mississippi entlang, kurz bei Muddys Geburtsdorf vorbeigeschaut, der wuchs dann ja bei seiner Grossmutter in Clarksdale auf. Abends da ein Motel gesucht und das Städtchen erkundet. Da hing ein Plakat mit einem Freilichtkino am Abend beim Bluesmuseum, da lief dann ausgerechnet „Crossroads“ vor einer sehr kleinen Schar Menschen und Hunden. Später im Bluesberry Cafe erstmals auf Watermelon Slim getroffen, der da mit einem sehr jungen Drummer und dem Besitzer des kleinen, feinen Mundharmonika- Ladens an der Gitarre vor höchstens 8 Leuten jammte. Glorios sein Spiel auf dem Boden, etwas Show musste wohl sein. Hab ihm ein Bier ausgegeben danach und wir haben ein wenig gelabert über Musik, Trump und das sterbende Städtchen. Das Bluesmuseum ist sehr liebevoll gestaltet, ein wirklicher Tipp. Weil ich beschlossen hatte, etwas da zu bleiben, erkundete ich die Gegend auf der Suche nach der Crossroad, schelmisch wurde ich von den Bewohnern zu allen möglichen Kreuzungen geschickt. Beim Bummeln mit dem Moped kam ich an uralten Sklavenhütten vorbei, hatte ich auf der ganzen Reise nicht gesehen. Blöd, ich hatte an dem Tag meine Kamera vergessen. In einem verlassenen Flecken auf das Denkmal von Conway Twitty, dem Countrysänger, gestossen. Vergessen und verlassen…

Der nächste Abend dann in einem anderen Cafe, Slim war da, der junge Drummer, der Mundharmonikaladen- Besitzer und eine junge Australierin mit Gitarre auf Durchreise, feine Session vor 15 Leuten. Dasselbe dann, wieder anderes Cafe, am nächsten Abend.

Gemütlich runter bis Natchez am Fluss entlang, meinen 61. Geburtstag da am Highway 61 gefeiert. Nicht sooo schlecht….

Das Freilicht-Sklaven- Museum noch erkundet, sehr interessant, denn Natchez war da mit der wichtigste Hafen am Mississippi. Und dann runter nach Baton Rouge, mit meinem dirty red bandana im Haar ( Thanx, Kris) und noch 3 Tage Musik in NOLA.

Beeindruckende, schöne Reise.

Oh, God said to Abraham, „Kill me a son“
Abe said, „Man, you must be puttin‘ me on“
God said, „No“ Abe say, „What?“
God say, „You can do what you want, Abe, but
The next time you see me comin‘, you better run“
Well, Abe said, „Where d’you want this killin‘ done?“
God said, „Out on Highway 61“

 

Leider etwas unscharfes Foto von Watermelon Slim im Bluesberry Cafe

Stormy an dem Mikro im Sun Record Studio.
Baby, don’t you holler, don’t you jump and shout

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