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otis Noch eine Kleinigkeit: als seine beiden LPs Anfang der 70er bei uns rauf und runtergespielt wurden, hatten wir in keiner Weise das Gefühl, Country zu hören.
Das mag ja alles so sein. Das war Eure Wahrnehmung. Vielleicht hattet Ihr damals ja mit Country ansonsten auch wenig Berührungspunkte, weil der zu reaktionär war. Keine Ahnung. Jedenfalls konnte man dann sicherlich KK gut finden, den Rest aber weiter ignorieren. Vermutlich habt Ihr Euch damals mit Kristoffersons Background auch nicht groß beschäftigt?
Aber merkt ihr nicht (das geht auch an Kramer und Mikko), dass Ihr Euch einen eklektizistischen und wertenden Begriff von Country zusammenbastelt, der völlig im Gegensatz zu dem steht, was landläufig unter Country verstanden wird, was in den Country Charts auftauchte, was die Country Music Foundation und die gesamte amerikanische Country-Musik-Industrie als Begriff verwendet, was auf Country & Western-Kompilationen auftaucht und was in einschlägigen Musiklexika behandelt wird?
Deswegen finde ich solche Bemerkungen wie „Kris Kristofferson hat mit Country soviel zu tun wie Abba mit Glamrock“ so ärgerlich, gerade wenn sie ohne eigene Stellungnahme zum Thema auszukommen meinen. Oder gnädige Hörempfehlungen wie „Hör Dir mal Waylon an!“
Das Country-Lexikon, das ohne ausführliche Behandlung von Kristofferson und Parson auskommt, möchte ich mal sehen.
Die „Rolling Stone Encyclopedia of Rock & Roll“ schreibt übrigens zu Kristofferson:
„KK finished out the Seventies as a movie star, but several of his songs (…) have become country-rock standards. In the early Seventies, their boozy romanticism helped define the ´outlaw´ country.“
Oder der „Country Music Rough Guide“:
„The Infiltration of KK into the Nashville mainstream was a near-revolutionary landmark in modern country history. It wasn´t just about opening the Music Row doors to laid-back cowboy attitudes, all-night parties and long hippie hair, it was about approaching the music itself from a new perspective. Songs like „Me And Bobby McGee“, (…) are today such classics because they marked the transition betweend Grand Ole Opry traditions and a fresher, more opened-minded approach – one that took into account Bob Dylan as much as Hank Williams.“
Das auch noch zum Thema
otisAber wir sollten KK endlich hier aus der Diskussion herauslassen, für die Geschichte der Country-Musik erscheint er mir denn doch viel zu unwichtig.
Schließlich noch ein Zitat von David Allen Coe:
„Kris was everybody´s idol in Nashville, all the street people´s idol.“
Wie kann man da Kristofferson also ernsthaft nicht als Country-Musiker begreifen? Und auch keine direkte direkte Fortschreibung und Fortentwicklung zu den Folk-Country-Songs eines Waylon Jennings oder Bobby Bare der 60er hören? Das ist doch eine völlig andere Schublade als Dylan selbst, der die Countrymusik von außen mit einem ganz anderen Hintergrund beinflusst hat! (Könntet Ihr Euch Dylan oder irgendeinen Singer/Songwriter neben Jennings, Nelson und Cash bei den Highwaymen vorstellen? Oder Kristofferson bei den Travelling Wilburys?)
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