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Nach dem Henderson-Tag also ein Rollins-Tag – wobei ich nicht sicher bin, dass ich nochmal so viele Alben schaffe, ohne zwischendurch abzuschweifen … „Next Album“, oder wie vorgarten schreibt: „muss doch nicht immer so ambitioniert sein, weniger reicht doch, hauptsache es macht spaß“ – den Opener, Bob Cranshaws einziger Auftritt an der Bassgitarre hier, finde ich sehr toll, da kommen bei mir auch Gedanken an spätere Sachen aus Südafrika auf, wo es diese zirkulären Endlos-Grooves allerdings auch damals schon gab.
„Poinciana“ (am Sopransax, zum ersten Mal in Rollins‘ Diskographie, oder?) ist eine hübsche Idee – und ich denke, da kann und darf man schon Jamal heraushören, und eine Verwandtschaft zwischen Rollins‘ motivischer Improvisation und der thematischen Variation von Jamal hören. Auf der zweiten Hälfte gibt’s dann drei Stücke, zwei kürzere zum Einstieg und ein weiteres 10minütiges zum Ausklang, eine umwerfende Version von „Skylark“, nachdem Jack DeJohnette seinen zweiten Auftritt am Schlagzeug nach dem Opener in „Keep Hold of Yourself“ hatte (sonst spielt David Lee). Mit „The Everywhere Calypso“ geht es los, Cables jetzt (für die ganze zweite Hälfte) am akustischen Instrument, wir sind hier also gar nicht so weit vom Rollins von, sagen wir „On Impulse“, weg. Es gibt aber nach dem Opener zum zweiten und letzten Mal die Congas von Arthur Jenkins, was wiederum auf die Besetzungen vorausweist, mit denen Rollins gegen Ende dieser gut vier Jahrzehnte währenden Werkphase (1972 bis 2014, danach zog er sich endgültig zurück) auftreten sollte. Da kam dann oft noch eine Posaune oder eine Gitarre dazu, die das Klavier meist ersetzten … aber in der Kernzeile ist hier alles da: die Calypsos, die tighte Band, der sich über alles hoch- und hinwegschwingende Leader, der eben nicht rhapsodiert sondern mit einer glänzenden Brillianz spielt, die ich so wirklich nur bei Louis Armstrong in seinen besten Zeiten höre. Keepnews schreibt in den Liner Notes: „[…] he is a superlative player:
[W]hen it comes to the basic and profoundly difficult art of playing: of totally commanding your instrument and its sound and, above all, the flow of musical ideas that can only be expressed to the degree that you can execute them on that instrument–when it comes to all of that, I very seriously do not believe there is anyone today who does it better, or even as well, as Sonny Rollins.“
Und das ist für mich auf den Punkt gebracht die Essenz beim späten Rollins: der Kern, der sich durch die folgenden vier Jahrzehnte hindurchzieht und ihn eben trotz allem zu einem Phänomen macht, wie ich kein anderes kenne (die Einschränkung „im Jazz“ kann ich mir sparen, wo sonst sollte es sowas denn überhaupt geben?).
Was den Klang angeht, ich hab die 2006er Nachpressung der OJCCD mit dem Universal-Logo und der neuen Katalognummer, die aus 14 Ziffern ohne Buchstaben/Labelcode besteht (als diese europäischen Ausgaben – Universal hatte den Europa-Vertrieb von Fantasy übernommen, nachdem Concord den Laden in den USA schon herunterzufahren begonnen hatte, und melkte wohl noch ein letztes Mal den Markt, und ich hab damals einige Dutzend Lücken gefüllt, u.a. fast meine ganzen Rollins-Milestone-Bestände) – und nein, das klingt echt nicht gut, aber zum Klang der Henderson-Alben aus der Milestone-Box passt das dann doch total. Rollins‘ Spiel fehlt hier der Glanz, das E-Piano klingt undifferenziert … das ist das, was ich gestern bei Henderson behelfsmässig mit „Garagensound“ meinte.
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Zum Latin-Album und Gasca, ich glaub bezüglich „Canyon Lady“ äussert sich auch Keepnews so – klar, es ist kein afro-kubanisches oder brasilianische Album, kein Bolero-Album oder was weiss ich, „Latin“ ist doch unspezifisch genug, dass man „Canyon Lady“ in Bezug auf Hendersons Diskographie „sein Latin-Album“ nennen darf? Die Alben von Gasca haben bei mir nicht recht gezündet, ich hörte sie in den frühen/mittleren Nullern dank der damals aktiven Musikblogs. Das BGP-CD-Reissue von „Collage“ habe ich gerade hervorgeholt – allerdings wird das eher nicht der willkommene Unterbruch sein, wenn mir Rollins in ein paar Stunden vielleicht zuviel zu werden droht
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