Antwort auf: Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

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gypsy-tail-wind
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Die letzte Doppelrunde … „Black Narcissus“ wurde zuerst eingespielt, aber erst später (mit Overdubs) fertiggestellt, bei „Black Miracle“ ging alles schneller und es wurde früher veröffentlicht. Auf „Narcissus“ gibt es vier Stücke mit dem Trio Kühn/Jenny-Clark/Humair – dass Keepnews den Bassisten in seinen Session-Kommentaren nicht einmal erwähnt, ist gewiss nicht fair. Dass er Humairs Qualität herausstreicht hingegen schon. Henderson scheint es darum gegangen zu sein, den „remarkable and, in America, very little-known German pianist named Joachim Kühn“ vorzustellen. Vier Stücke sind mit dem Trio im Oktober 1974 in Paris aufgenommen worden, in San Francisco wurden dann 1975 und 1976 noch Overdubs mit Bill Summers (percussion) und Patrick Gleeson (synthesizer) ergänzt … und in der zweiten Hälfte geht das dann noch weiter: für „Amoeba“ spielte Henderson am Moog eine Basslinie ein (sonst sind nur Jack DeJohnette und Bill Summers dabei), in Billie Holidays „Good Morning Heartache“ ist dann Kühn am Klavier (toll!) – er war ein halbes Jahr nach der Session in Paris in Kaliforniern – , während David Friesen den Schmierebass spielt, DeJohnette und Summers – und leider auch wieder Gleeson mit seinen Klängen zwischen billiger elektronischer Kirchenorgel und Streichern – auch mitwirken. Der Closer, „The Other Side of Right“, wieder von den Sessions aus Paris, ist dann das einzige Stück fast ohne Overdubs (Summer ist auch hier dabei, aber Gleeson hat Pause), und das Klangbild komplett anders – Henderson hat hier dafür einen Echo-Effekt im Gepäck … das Ergebnis ist nach den unmittelbaren Vorgängern schon ziemlich enttäuschend, aber keineswegs schlecht.

Schon 1975 kam „Black Miracle“ heraus, dessen Basistracks an zwei Tagen im Februar 1975 entstanden, die Overdubs wurden im April und September ergänzt – das war also früher bereit, als „Black Narcissus“. George Duke (elp, clav), Ron Carter (elb) und Harvey Mason (d) waren an den zwei Tagen im Februar dabei, für die Overdubs war Bill Summers dabei, die Synthesizer-Parts übernahm wieder Duke, dazu kam eine Bläsersection (Oscar Brashear, Snooky Young, George Bohanon, Don Waldrop, Hadley Caliman) und auf drei der sechs Stücke eine Gitarre (Lee Ritenour). Dass Discogs nur eine einzige Ausgabe des Albums führt, ist wohl ziemlich sprechend … das ist nun wirklich nicht mehr so gut, mit den Overdubs klingt das alles rechte gefällig – ein bisschen schräg, wie bei Duke halt so üblich, aber eben auch so, dass es echt nicht weh tut. Keepnews meint in seinem Kommentar, das Album sei dann doch noch der Versuch gewesen, einen Hit zu produzieren, ein kommerzielles Henderson-Album. Das hat durchaus seine Momente und seinen Charme, aber abheben tut das kaum je. Ein witziges Detail, das Keepnews preisgeben will betriff das Henderson-Solo in „My Cherie Amour“: er habe eine klare Präferenz für einen Take gehabt, aber sich den Kopf darüber zerbrach, dass er das Solo aus einem anderen Take nicht verwenden konnte. Henderson habe halb im Scherz vorgeschlagen, doch einfach beide zu verwenden: Keepnews hat das ausprobiert, und es hat geklappt – der zweite Chorus ist dieses Solo aus dem anderen Take, das nachträglich auch noch reinmontiert wurde.

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