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„Canyon Lady“ ist gerade eine richtig schöne Entdeckung! Luis Gasca krieg ich bisher nicht recht zu fassen, er übernahm hier wohl das Zepter, zumindest als er für die erste Session („Tres Palabras“ war das einzige Stück, das dabei entstand) doppelt so viele Musiker eingeladen hat, als Produzent Orrin Keepnews erwartet hatte. Das ist dann auch wirklich ein Highlight, aber das ganze Album ist mehr oder weniger ein Latin-Album und das passt hervorragend zu Henderson, finde ich. Nimmt vielleicht auch die Verve-Konzeptalben der Neunziger vorweg?
Bei „Elements“, dem Album mit Alice Coltrane, tu ich mich mit einzelnen Aspekten etwas schwer: dass das am Bass Charlie Haden ist, geht ob des Schmieresounds zwischendurch manchmal fast vergessen; dass Ndugu Leon Chancler nur auf zwei der vier Stücke am Schlagzeug sitzt, leuchtet mir sofort ein, denn im Opener verbreitet er die gepflegte Langeweile, die 10 Jahre später Drumcomputer verbreiten – ich komme an ihn bisher nicht wirklich heran, die Funk-Band von Miles Davis (mit dem früher heute via Zitate gescholtenen Gary Bartz) ist da eine Ausnahme … andererseits gibt es hier wahnsinnig viel Tolles zu hören: die Harfe von Coltrane, die Violine von Michael White, das Intro von „Water“ mit Coltrane an der Tambura und dann einem funky Bass von Haden (hier hätte auch eine Bassgitarre gut gepasst) – am Ende angekommen stört mich da überhaupt gar nichts mehr, ganz im Gegenteil, diese Wundertüte von einem Album nimmt mit wirklich mit. Den dreckigen und recht resonanzarmen Aufnahmeklang höre ich aber irgendwie auf all diesen Alben weiterhin … da würde mich ein Vergleich mit einer Erstpressung schon mal wundernehmen – auf die Overdubs allein kann man das wohl nicht schieben, das ging ja in den Siebzigern definitiv auch schon mit klarem Klangbild. Fantasy ist aber auch nicht grad bekannt dafür, dass bei CD-Reissues klangmässig gepfuscht wurde – ich tendiere also zur Annahme, dass das alles genau so klingen soll, wie es das tut.
Ein Gedanke, der mir auf diesem Trip heute schon mehrfach durch den Kopf ging: Was wohl mit Henderson passiert wäre, wenn er statt zu Keepnews und Milestone zu Joel Dorn und Atlantic gegangen wäre?
Und ein Nachgedanke zu „Elements“: ich höre hier vom Trip-Charakter, manchmal auch ganz konkret von Hendersons Spiel und ebenso von den Band-Grooves her recht deutliche Parallelen zu Barney Wilens „Moshi“ (rec. 1971, rel. 1971 – aber ich wäre sehr überrascht, wenn Henderson das gekannt hat).
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