Antwort auf: Ich höre gerade … Blues!

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#12041611  | PERMALINK

zoji

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mr-blue

zoji Ach, ich glaube, dass ist eine Minderheitenmeinung, aber ich fand seine Rückkehr zum Blues durchaus gelungen, habe Freude an diesem Album und an From The Cradle. Abgesehen noch von Unplugged ist das dann aber auch schon alles was ich nach Just One Night von ihm habe. Ach so, und Riding With The King, das aber halt vorrangig wegen B.B. King.

Eric Clapton hat sehr wohl einige Top-Alben abgeliefert. Ich weiß, er ist hier im Forum nicht gut gelitten, aber das hat mich noch nie gestört. Ich habe ihn in den letzten 20 jahren ein paar Mal live gesehen und das waren immer sehr gute Konzerte. Herausragend dabei sicherlich sein gemeinsamer Konzertauftritt mit Steve Winwood seinerzeit in München. Bei seinen Bluesalben hast Du mit der gehörten „Me and Mr. Johnson“ und insbesondere „From The Craddle“ schon die richtigen angegeben, wobei ich die „From The Craddle“ als sein Blues(cover)Album stärker empfinde als die Robert Johnson. Bei den Robert Johnson Covers finde ich das Doppelalbum seinerzeit von Peter Green Splinter Group stärker als die Clapton Performances, aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Das war ja auch noch, die Causa Clapton. Der scheint mir auch jenseits des Forums einer der polarisierendsten Musiker überhaupt zu sein. Ich konnte weder die Glorifizierung (Clapton is god), noch das spätere komplett in den Senkel stellen jemals ganz nachvollziehen. Bis Just One Night bin ich alles alles andere als komplett, aber ziemlich kontinuierlich dabei. Das z.B. und etwa 461 Ocean Boulevard finde ich schon sehr stark. Was dann kam kenne ich nur teilweise, in Auszügen, und es ist sehr lange her, dass ich davon überhaupt etwas gehört habe (abgesehen von den in einem früheren Post genannten vier Alben). Soweit ich mich überhaupt daran erinnere fand ich das sterbenslangweilig. Seine Popwerdung, die Philcollinsierung hat mich nie interessiert. Für mich findet sich bei ihm einiges herausragendes, auch wirklich berührendes, viel gutes, genauso viel mittelmäßiges, und gar nicht so wenig finsteres. Das ist eigentlich auch genau das, was ich bei der Dauer der Karriere, dem Output und seiner Popularität erwarten würde, damit nahm er für mich exakt die Entwicklung fast jedes Rockstars der 60er und 70er, der mich je interessierte. Ein anderer Fori nutzte in einer Mail i.d.Z. neulich das schöne Wort Frühwerkfetischist, und in der Tat finde ich mich damit, Ausnahmen bestätigen die Regel, wenigstens nicht unzutreffend charakterisiert. Ich glaube, hätten sie überlebt würde mich nicht einmal das aktuelle Werk von Jim, Jimi und Janis interessieren.

Einen Direktvergleich mit Robert Johnson, oder bezüglich From The Cradle anderen Originalen, ziehe ich gar nicht, aus zwei Gründen. Zum einen sortiere ich Clapton ohne es zu wollen, unwillkürlich, selbst wenn er vergleichsweise pur agiert, ins Fach Bluesrock, was ich dann unter anderen Aspekten anders höre als reinen Blues, was wiederum den Vergleich für mich ein bisschen obsolet macht. Zum anderen habe ich wahrscheinlich von fast jedem der auf den Alben gecoverten Songs mindestens 10 andere Versionen und habe davon wiederum viele noch vor den jeweiligen Originalen gehört, weshalb sie für mich immer schon auch losgelöst von diesen existieren, das gilt vor allem für Robert Johnson. Diese Betrachtung ist natürlich ein bisschen oder sehr ahistorisch, aber so hat sich das bei mir eben entwickelt. Unabhängig davon glaube ich, dass Clapton ein emotionaler und sensibler Typ ist, als Gitarrist sowieso, der jederzeit in der Lage war, den Bluesvorlagen gerecht zu werden ohne zu übertreiben und etwas eigenes hinzufügen konnte, ohne sie zu übertreffen. I.d.S. ist er für mich als Bluesinterpret kein Gigant, aber ein Guter unter vielen anderen Guten, als Bluesrocker aber in den ersten 10 oder 15 Jahren seiner Karriere vorderste Reihe.

Und der Vollständigkeit halber: So erlebe ich Clapton musikalisch, seine gelegentlichen politischen Ausfälle würde ich weniger positiv oder auch nur mild bewerten.

zuletzt geändert von zoji

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Und lieg´ich dereinst auf der Bahre, dann denkt an meine Guitahre, und gebt sie mir mit in mein Grab (Der rührselige Cowboy, D. Duck)