Antwort auf: Greil Marcus – Mystery Train

#12040457  | PERMALINK

bullschuetz

Registriert seit: 16.12.2008

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Ich müsste das Kapitel mal wieder lesen. Damals fand ich es zwar interessant, aber es stand für mein Empfinden etwas quer.

Letztlich, so habe ich es in Erinnerung, macht Marcus Newman ja quasi einen als Kompliment getarnten Vorwurf: dass er das Zeug zu mehr gehabt hätte, zu einem großen amerikanischen Künstler, der auch die ganz breite Masse hätte erreichen können, sich stattdessen aber begnügt und gemütlich eingerichtet habe in der Nische des schlauen Ironikers.

So in etwa hab ichs in Erinnerung. Und ich weiß nicht, ob mich das überzeugt.

Hätte Newman das Zeug zum Springsteen gehabt, um es mal zu übertreiben (Newman hat ja sogar ein todeswitziges Lied gemacht über die Idee, the Boss for a day zu sein)? Ich denke, nein. Ist die Forderung an ihn überhaupt angemessen? Ich zweifle.

Andererseits: Hat er aus seiner Karriere kommerziell wie künstlerisch alles rausgeholt? Wahrscheinlich nicht, da hat Greil Marcus wohl recht und weist, glaube ich, im Anhangteil darauf hin, dass nach Good Old Boys das eine oder andere Album Randy auf Autopilot ist, der es sich zu leicht macht und wohl auch nicht diesen unbedingten brennenden Ehrgeiz hat, der die Größten treibt.

Will ich deshalb Newmans Karriere als irgendwie unerfüllt betrachten? Keinesfalls, denn es bleibt so viel Phantastisches!

Unterm Strich fand ich bei früheren Lektüredurchgängen das Newman-Kapitel tendenziell am unrundesten.

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