Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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Auch die CD lief zuerst gestern Abend, gleich zweimal – und jetzt erneut. Mazzoli ist Jahrgang 1980, schreibt tonale, äusserst vielschichtige, texturen- und farbenreiche Musik. Für mich ganz neu, das ist die erste Begegnung, und ich weiss nicht mal mehr, von wem ich die Empfehlung aufgeschnappt habe (ich glaube bei jemand auf Twitter). „Dark with Excessive Bright“ ist zweimal zu hören, einmal für Violine und Orchester, das andere Mal für Violine und Streichquintett. Wie ich gerade las, fing es sein „Leben“ 2018 als Konzert für Kontrabass und Streichorchester an und Mazzoli hat es quasi umgedreht: die Violine ist hier das „excessive bright“, das das Bergen Philharmonic Orchestra unter Gaffigan übernehmen den dunklen Part (der Titel ist ein Zitat aus „Paradise Lost“). Die Orchesterversion öffnet das Programm und ist hervorragend gespielt. Die Musik wirkt manchmal flächig, sphärisch (dass Mazzoli auch elektronische Musik macht, leuchtet mir beim Hören sofort ein), aber stets durchsichtig, klar, transparent. Herresthal (auch das ein neuer Name, nur Gaffigan ist mir ein klein wenig vertraut – nicht, dass ich ihn im Lauf seiner zehn Jahre in Luzern gehört hätte, aber der Name war immer mal wieder zu lesen … und er hat mit Vilde Frang das Britten-Konzert eingespielt, neben der neuen Einspielung von Hadelich meine andere aus den letzten Jahren). Die drei folgenden Orchesterstücke werden dann von der Artic Philharmonic unter Tim Weiss gespielt, sind im sphärischen Charakter recht ähnlich (klar, wenn das erste „Sinfonia (for Orbiting Spaces)“ heisst), aber mit anderer Ausgestaltung und Entwicklung. An der Oberfläche kommen Bläser dazu, Schlagzeug, auch mal Harmonikas. Das dritte, „Orpheus Undone“, ist zweisätzig. Danach folgt ein Stück für Violine und Elektronik, „Vespers for Violin“, und zum Ausklang dann die Kammermusikfassung vom Titelstück, die natürlich ganz anders wirkt als die Orchesterversion, weniger kontrastreich, dafür irgendwie konkreter. Bei allen flächigen Klängen und vielen Glissandi: das entgleitet nie, immer wieder schleichen sich kleine Motive (fast Riffs) oder Rhythmen ein, insistierend, pulsierend … gefällt mir sehr gut.

soulpope@ „gypsy“ : gut zu hören, dass sich Dein „post-Covid“ Zustand bessert …. btw was wäre das Leben ohne 🍷Rotwein🍷😎 …. die Thomas Ades Einspielung hört sich interessant an ….

Danke – ich könnte zwar glaub ich inzwischen ganz gut auf jegliches Alkoholisches verzichten – aber schade um den Genuss wäre es alleweil ;-)

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